The Subways
08.-10.08.2014 – Photos Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)
Monday, August 11th, 201408.-10.08.2014 Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)
Saturday, August 9th, 2014Rothenburg ob der Tauber, Anfang August – Zeit fürs Taubertal-Festival! Dieses Jahr zum 19. Mal, und zum 9. Mal für mich (was, wie mir gerade auffällt, ein doppeltes Jubiläum im nächsten Jahr bedeutet, yay! 🙂 ).
Wie in den letzten Jahren schon oft geschrieben: Das Taubertal ist eines der schönsten Festivals Deutschlands. Dazu trägt vor allem die Lage bei; im Tal direkt unter der Stadt, mit wahnsinnig schöner Aussicht auf die bewaldeten Hänge, obendrüber die Burgmauer. Einfach wunderschön! Im Sommerwetter kann man im Biergarten mitten in der Tauber sitzen oder aber das Geschehen auf der Bühne vom Hang aus mitverfolgen – ganz gemütlich im Sitzen, und dennoch nah dran und mit bester Aussicht sowohl auf die Bühne als auch über das gesamte Publikum. Dazu eine bestens erprobte Infrastruktur, die zwar ein paar “Nervpunkte” beinhaltet (z.B. den engen Durchgang zwischen den Bühnen oder die Tatsache, dass alle Zuschauer erst einmal am Gelände vorbei müssen, bevor sie zum Einlass kommen), aber durchaus durchdacht und begründet ist und daher super funktioniert.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren werde ich hier diesmal keinen Bericht à la “zuerst spielte Band 1 und sie waren soundso, dann war Band 2 dran und tat folgendes, und Band 3 habe ich verpasst” schreiben – einerseits ist das für mich stressig, da ich nach jeder zweiten Band ins Pressezelt hetzen und weiterschreiben muss, andererseits (und hauptsächlich!) ist das nicht wirklich spannend zu lesen. Stattdessen gibt es dieses Jahr (zumindest testweise) eine Art “Best of” des jeweiligen Tages. Das dauert dann zwar etwas länger, bis es online ist, ist aber hoffentlich interessanter zu lesen. 🙂
Also, los geht’s!
Freitag, 8. August: Wie viel Konfetti pro Tag ist eigentlich erlaubt?
Der Wetterbericht fürs Festivalwochenende war recht durchwachsen. Freitag schön, Samstag Gewitter, Sonntag wechselhaft. Oh je … bei den Subways ist das Gelände schon einmal abgesoffen, und die spielen am Samstag …
Für den Freitag stimmte die Prognose jedenfalls: strahlender Sonnenschein und auch abends noch angenehm warm! Ich war dieses Jahr etwas später an als sonst und schaffte es erst zur zweiten Band der Hauptbühne, SDP, aufs Gelände. Daher bin ich mir nicht ganz sicher, ob mich der Eindruck trügt, aber gefühlt war zu diesem Zeitpunkt schon SEHR viel mehr los als sonst am Freitagnachmittag! Der Hang war vollbesetzt, und vor der Bühne drängten sich die Massen. Was allerdings auch eine ganze Menge an Alkoholleichen mit sich führte – schon um 17 Uhr am Freitagnachmittag … Sicherlich lage die Menge an Leuten nicht nur am schönen Wetter (denn das kann man ja auch am Campingplatz genießen), sondern auch an SDP auf der Bühne. Beim Mini Rock spielten die Jungs als Headliner, das Taubertal durften sie mit eröffnen. Und das taten sie in bester Manier! Die Stimmung war genial, die Masse tobte, und sogar der Weihnachtsmann surfte über die Menschenmenge … (und war leider zu schnell für meinen Fotoapparat, menno).
A propos Fotoapparat: Vom Taubertal gibt es von mir nur Fotos mit der Kompaktkamera aus der Menge heraus (und die erst nach dem Festival). Einerseits sind dort für meinen Geschmack einfach viel zu viele Fotografen akkreditiert (beim Sportfreunde-Konzert stand ich am Hang und konnte den Graben während der ersten drei Lieder sehen – und das war ein Gedränge wie sonst nur in der ersten Reihe HINTER der Absperrung!), andererseits würde bei meiner Kamera und dem Abstand zwischen Graben und Hauptbühne sowieso nichts Brauchbares dabei rauskommen, und zuguterletzt ist es bei den Entfernungen zwischen den Bühnen einfach nicht machbar, sowohl zu knipsen als auch genug von den Konzerten mitzubekommen, um darüber schreiben zu können.
Aber zurück zu SDP – ich bin doch jedes Mal wieder erstaunt darüber, wie bekannt sie sind. Spätestens bei der Leiche sangen vor der Bühne alle lautstark mit, und getanzt wurde im strahlenden Sonnenschein sowieso. Und überall nur grinsende Gesichter, wunderbar! Lustig fand ich auch, wie später beim Sportfreunde Stiller-Konzert eine Gruppe neben mir bei “Wunderbare Jahre” durchgehend “wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag” sang. Passte perfekt, und ich hätte es genial gefunden, wenn sich das fortgesetzt hätte und plötzlich das ganze Publikum das falsche Lied gesungen hätte … 😉
Bleiben wir doch gleich bei den Sportfreunden. Die spielten wie ich fand ein tolles Konzert – ein guter Mix aus neu und alt, nett präsentiert, mit ordentlicher … na ja, Bühnenshow ist bei den dreien vielleicht übertrieben, aber mit imposantem Bühnenbild. Und Konfetti! 😉 Konfetti gab’s vorher auch schon bei SDP und mehrfach bei Biffy Clyro – ich fragte mich doch, wie viel Konfetti an einem Tag denn überhaupt erlaubt ist. 😉 Und vor allem am ersten Festival-Tag – das Zeug kriegt man doch nie wieder weg!
Zurück zum Thema. Wie gesagt ein schönes Konzert von den Sportfreunde Stiller, deren letztes Konzert beim Taubertal schon so lange her war, dass damals die Bühne noch auf der anderen Seite stand und ständig das Aggregat ausfiel, während sie auf der Bühne standen. Das müssten 2002 gewesen sein … Diesmal also als Headliner. Waren sie auch eine Headliner-Band? Hmm … da muss ich trotz aller Sympathien für die Sportis sagen: nein. Leider nicht. Es war ein schönes Konzert, die Stimmung war gut – aber da hab ich schon ganz anderes erlebt. Natürlich sind ihre Lieder recht bekannt (wobei der “wir sind mutterfickender Weltmeister”-Song wie immer in den letzten Jahren nur ganz kurz in “1. Wahl” angespielt wurde und große Hits wie “Wellenreiten” oder “Heimatlied” komplett fehlten) und kamen auch gut an, aber weiter hinten war deutlich weniger los als sonst oft beim Headliner. Schade!
Der eigentliche Headliner des Abends waren somit ganz klar Biffy Clyro. Die hatten ja im letzten Jahr schon voll und ganz überzeugt mit einem wahnsinnig energievollen und emotionalen Auftritt. Und in diesem Jahr genauso! Ich gestehe, ich habe mich schlecht vorbereitet – nach ihrem Konzert im letzten Jahr hätte ich mich dringend mal reinhören sollen, dann hätte ich das Konzert in diesem Jahr sicher noch mehr genießen können. Aber auch so kann ich nur sagen: grandios!
Für mich war insbesondere der Vergleich zu Jimmy Eat World, die direkt vor Biffy Clyro auf der Hauptbühne spielten, sehr interessant. Beides sind für mich Bands, die ich nur vom Namen und ein, zwei Konzerten her kenne. Jimmy Eat World verwechsle ich vom Namen her immer wieder mit Less Than Jake (warum auch immer?!), sodass ich im ersten Moment enttäuscht war, dass kein “Gebläse” dabei ist. Bei Biffy Clyro ärgerte ich mich erst mal über mich selbst, dass ich sie mir im vergangenen Jahr nicht mal ordentlich angehört habe. Demnach waren die Voraussetzungen ähnlich. Musikalisch sind die beiden Bands auch im ähnlichen Genre, wobei Biffy Clyro ein wenig härter sind. Und dennoch: ein meilenweiter Unterschied! Jimmy Eat World kamen auf die Bühne und spielten ihr Konzert. Und nach zehn Minuten hielt mich nichts mehr auf meinem Platz und ich zog los, mir etwas zu Essen zu organisieren (“Hören tu ich sie auch von weiter hinten …”). Nicht das kleinste Gefühl, irgendwas zu verpassen. Biffy Clyro kamen auf die Bühne und zogen ALLE in ihren Bann, bevor sie überhaupt nur einen Ton gespielt hatten. Allein ihre Bühnenpräsenz, dazu Unmengen an Energie – da war die Musik fast schon Nebensache, man konnte einfach nicht weggucken. Aber die ganze Präsenz und Energie spiegelte sich genauso auch in der Musik wider, und mich hätten keine zehn Pferde dazu gebracht, mich von meinem Platz wegzubewegen. Das ist dann wohl das berühmte “Etwas”, das Stars von Musikern unterscheidet … Und ganz klar: Biffy Clyro hätten den Headliner-Spot verdient gehabt!
Die “kleine” Bühne hat in diesem Jahr in meinen Augen eine ziemliche Aufwertung erhalten – hauptsächlich deshalb, weil es zum ersten mal keine Überschneidungen in den Auftrittszeiten der Bands auf den beiden Bühnen gab. Emergenza ausgenommen – die Auftritte der Emergenza-Bands fanden zur Hälfte am Nachmittag während der ersten Bands auf der Hauptbühne statt, zur anderen Hälfte abends während Co-Head und Headliner. Ein interessantes Konzept; auf den ersten Blick unfair, weil abends einfach viel mehr Menschen auf dem Gelände sind. Allerdings sind die Menschen abends vermutlich auch noch mehr an der Hauptbühne interessiert als an Emergenza … dennoch, allein die Tatsache, dass einige Bands im Dunkeln spielen und andere nicht, könnte die Chancen verzerren. Dennoch, zwei Daumen hoch für die Tatsache, dass man nur wirklich ALLE verpflichteten Bands sehen kann, wenn man möchte!
Zebrahead waren der Headliner der kleinen Bühne, und wie beim Mini Rock letztes Wochenende wussten sie voll und ganz zu überzeugen, und das Publikum war wild und begeistert bei der Sache. Und auch wenn sie von der Bühne herab immer wieder beteuerten, völlig besoffen zu sein – das Konzert meisterten sie auch so problemlos. 😉
Insgesamt ein sehr toller Auftakt für ein hoffentlich grandioses Festival – mal sehen, wie das Wetter in den nächsten Tagen noch mitspielt …
Samstag, 9. August: Eskalation bei Vollmond!
Richtig – Vollmond! Oder genauer gesagt: sichtbarer Vollmond, sprich klarer Himmel, sprich kein Tropfen Regen … yeah!
Wunderschönes Festivalwetter also auch am Taubertal-Samstag! Und wie schon am Freitag gab es auch am Samstag zwei Bands, die den Headliner-Status für sich beanspruchen konnten: Zuerst die Broilers als vorletzte Band auf der Hauptbühne und dann Casper als eigentlicher Headliner. Während am Freitag klar der Co-Head, sprich Biffy Clyro, die beste Show ablieferte, fand ich es am Samstag unmöglich, einen klaren “Gewinner” auszumachen. Zu unterschiedlich die beiden Bands, nicht vergleichbare Musik, eine völlig andere Zielgruppe.
Die Broilers überraschten mich komplett. Ich hatte ihren Auftritt 2012 als “ganz nett” in Erinnerung – an mir sind die Broilers bisher ziemlich vorbeigegangen (als eine der wenigen deutschen Punk-Bands, eigentlich verwunderlich!). Aber schon 2012 fand ich es eindrucksvoll, wie sehr die Band abgefeiert wurde. In diesem Jahr das gleiche Bild, aber noch um einiges verstärkt. Das Gelände war gerammelt voll, und bis hinten waren alle beim Konzert dabei – deutlich mehr Stimmung und Bewegung im Publikum als bei den Sportfreunden am Abend zuvor. Und als es dann dunkel wurde und von der Bühne die “Eskalation bei Vollmond” ausgerufen wurde, mit parallelen Circle Pits in beiden Wellenbrechern, Bengalos gezündet (auf der Bühne und auch im Publikum – lernen die Menschen denn nie? *seufz*) und zum Abschluss noch ein Feuerwerk hinter der Bühne abgefeuert wurde – da hätte ich nicht in Caspers Schuhen stecken wollen, der danach noch auf die Bühne “musste”. Denn das zu toppen, war nun wirklich harte Arbeit!
Hat Casper es geschafft? Gute Frage … Zumindest hat er so ziemlich alle Zuschauer aufs Gelände gezogen – es war sehr gut gefüllt, und wie schon bei den Broilers waren auch die Leute am anderen Ende des Platzes dabei und machten mit. Das überraschte mich ein wenig; ich hätte mehr “was macht Hip-Hop auf einem Rock-Festival”-Veweigerungshaltung erwartet, aber offenbar ließen sich die Anwesenden wirklich darauf ein – und wurden nicht enttäuscht! Caspers Lieder sind sehr energiegeladen, seine Vortragsweise sowieso, und ich war definitiv nicht die einzige, die vom Auftritt voll und ganz überzeugt war. Dennoch – ob die Stimmung die Atmosphäre bei den Broilers toppen konnte? Bei denen war das ganze Konzert über Leben und Bewegung im Publikum. Bei Casper beschränkte sich die Bewegung (zumindest zu Beginn des Konzertes) doch eher auf Arm rauf, Arm runter. Er selbst bemerkte dann auch leicht ironisch, nachdem er das Publikum zum Mitmachen aufforderte und nur ein laues Lüftchen als Resonanz zurückkam: “Euphorie pur …” Als es dann aber wirklich zur Sache ging, waren doch alle dabei. Und spätestens bei den Zugaben fuhr Casper dann mehr und mehr die Rockseite auf, coverte BGS von den Buttocks und forderte “ganz viele von diesen Kreisen” (sprich Circle Pits) – die er mit ein bisschen Beharrlichkeit dann auch bekam. Er hat das Publikum also klar zu überzeugen gewusst – auch wenn das wirklich harte Arbeit war.
Den Auftakt auf der Hauptbühne machten am Samstag Lagwagon, gefolgt von den Schröders und den Subways. Und hier war die Reihenfolge unumstritten – es steigerte sich durchgehend. 😉 Lagwagon hatten ganz offensichtlich keine Lust, um diese Uhrzeit für so wenige Leute vor der Bühne zu spielen. Der Gesang war miserabel, und auch spielerisch war es kaum besser. Wer sich diesen Auftritt gespart hat, kann sich also sicher sein, nichts verpasst zu haben. 😉
Bei den Schröders sah das schon anders aus: Die hatten Bock, und das Publikum war heiß, sie endlich wieder zu sehen! Ich hätte zwar deutlich mehr Leute vor der Bühne erwartet (zu Beginn waren maximal halb so viele Leute vor Ort wie am Freitag zur gleichen Zeit bei SDP), aber die Stimmung war gut. Was man vom Sound leider nicht behaupten konnte … Es dauerte einige Lieder, bis der Sound so weit akzeptabel war, dass man die Lieder auch ohne tiefere Kenntnisse der Schröders-Diskografie erkennen konnte. Und auch dann fehlte mir persönlich der letzte “Biss” – sie sind offenbar noch nicht wieder warmgespielt. Die Zusammenstellung der Setlist war auch ein wenig … nennen wir es “eigen”. Ein paar Perlen waren drin, aber bei einer Reunion erwartet man doch die ganzen guten, alten Hits – ist das nicht der Sinn dabei? Zum Abschluss des Konzertes spielten die Schröders dann tatsächlich noch “Lass uns schmutzig Liebe machen” und “Frösche”, aber nicht ohne anzukündigen, dass das die Gewinner der Fanabstimmung waren und die Band selbst da ja nicht so begeistert von sei … Hmm. Ich hatte mir vom Konzert deutlich mehr versprochen – aber es ist verständlich, dass sie ein paar Konzerte brauchen, um den Rost abzuschütteln und zur alten Form zurückzukehren.
The Subways hingegen legten gleich mit voller Energie los! Dieses Jahr nicht vor einer Schlammgrube, sondern vor trockenem, feierwütigem Publikum. 😉 Ein grandioses Konzert, massenhaft Energie auf der Bühne und im Publikum, immer wieder Wahnsinn diese Band.
Auch die kleine Bühne war am Samstag sehr vielversprechend besetzt. Vorab aber noch mal kurz ein Wort zum Emergenza-Contest: Der Unterschied zwischen den Spielzeiten am Nachmittag und am Abend ist doch gigantisch. Trotz der Aufwertung der kleinen Bühne und des Versuchs, mit den Emil Bulls (oder am Freitag Montreal) Leute schon früh aufs Gelände zu locken, herrschte bei den Nachmittags-Emergenza-Konzerten gähnende Leere. Und es muss doch frustrierend sein, am hellerlichten Tage vor fast niemandem zu spielen anstatt abends im Dunkeln, mit imposantem Bühnenlicht, vor Leuten die im Vorbeigehen kurz zuhören? Ich bin sehr gespannt, wer dieses Mal gewinnen wird und ob es eine Nachmittags- oder Abends-Band sein wird …
Wie schon erwähnt spielten die Emil Bulls am frühen Nachmittag. Sie selbst hatten wohl am wenigsten von diesem Auftritt erwartet – aber weit gefehlt. Vom ersten Ton an tanzte die Meute, und somit waren die Bulls für die erste Staubwolke des Festivals verantwortlich … “Eine Wall of Death am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!”, auch Circle Pits wurden schon mal geübt – und da ich die Emil Bulls gerade letzte Woche erst gesehen hatte, waren mir auch einige der Lieder noch im Ohr, immer ein gutes Zeichen. Klasse Auftakt! (Wobei die Bulls nicht die erste Band des Tages waren – das waren Shark Tank, die sich vom “Wanderweg” aus der Stadt ins Tal aus gut anhörten, die ich aber leider nicht mehr sehen konnte.)
Russkaja waren ein netter Abschluss des Tages, allerdings besteht das alte Problem der kleinen Bühne weiterhin – nach den Konzerten auf der Hauptbühne ist es dort einfach zu überfüllt, als dass man ein Konzert wirklich genießen könnte. Es sei denn, man verschwindet vor Konzertende von der Hauptbühne und kann sich in den vorderen Bereich der kleinen Bühne vorkämpfen …
Meine Überraschung des Tages war Dave Hause – den kannte ich überhaupt nicht und ich sah nun auch nur zwei Lieder, aber das klang äußerst vielversprechend. Nur er alleine mit Gitarre, teilweise noch von einem Mitmusiker unterstützt, mit sehr eingängigen Liedern mit guten Texten und einer wunderbaren Stimme. Den Namen sollte man sich merken!
Soviel zur Musik. Davon abgesehen aber noch ein wenig Kritik – und zwar am Publikum. 🙁 Einerseits sind da die Unmengen an Alkoholleichen zu erwähnen. Klar, für viele hat ein Festival wenig mit Musik und viel mit Gemeinschaft, Feiern und eben Alkohol zu tun; da hat jeder seine eigenen Präferenzen. Aber diejenigen, die schon um fünf Uhr abends vom Roten Kreuz abtransportiert werden müssen oder diejenigen, die mitten im Konzert mitten in der Menschenmenge liegen und ihren Rausch ausschlafen, sollten ihre Prioritäten vielleicht doch einmal überdenken …
Das ist aber nur der eine Kritikpunkt. Natürlich verändert sich ein Festivalpublikum über die Jahre. In den letzten Jahren scheint sich das Taubertal-Publikum aber in die völlig falsche Richtung zu entwickeln – nämlich in die der Rücksichtslosigkeit und Ignoranz und Respektlosigkeit gegenüber Mitmenschen. Wenn noch viel Platz ist, muss man dann wirklich grundsätzlich andere Leute anrempeln, wenn man durch möchte, statt einfach nebendran vorbei zu gehen? Muss man jedem, der nicht dem eigenen Ideal entspricht, blöde Sprüche entgegenschmettern und sich lustig darüber machen, wenn jemand selbstversunken tanzt? Muss man alle Mädels, die crowdsurfen, betatschen und so weit wie möglich ausziehen (so gesehen beim Broilers-Konzert; ich habe kein Mädel – im Gegensatz zu den Jungs- gesehen, die mehr als einmal gesurft ist …)? Die normalen Regeln des Miteinanders werden nur durch ein Festival nicht außer Kraft gesetzt … Und die diversen Bengalos, die im Publikum gezündet wurden, waren auch völlig unnötig und nur gefährlich.
Davon abgesehen ein weiterer toller Festivaltag. Und die vielen strahlenden, begeisterten Gesichter nach einem tollen Konzert machen auch viel wieder wett! 🙂
Und zum Abschluss noch eine kurze Beobachtung zum Thema “wie viele Fotografen kann man beim Headliner in den Graben lassen”: Wie bei den Sportfreunden war es auch bei Casper völlig überfüllt im Bühnengraben. So überfüllt, dass ein Crowdsurfer, der ganz vorbildlich versuchte, zügig aus dem Graben zu kommen, keine Chance hatte, an den Fotografen vorbeizukommen. Also … zückte er erst mal sein Handy und reihte sich ein. 😉
Samstag, 10. August: Wir wissen alle, es wird regnen, die Frage ist nur wann …
Die eigentlich für den Samstag angekündigten Gewitter hatten sich verspätet, und so war von Anfang an klar, dass der Sonntag wohl kaum trocken bleiben würde. Nur das “wann” war eine große Frage. Die große Sintflut wie 2011 am Nachmittag? Oder würde das Wetter vielleicht bis Seeed oder sogar Kakkmaddafakka halten?
Nachmittags gab es mehrmal kurze Schauer – keiner davon so ergiebig, dass man sich in Sicherheit bringen oder den Poncho hätte rauskramen müssen. So richtig los ging es dann in der Umbaupause zu Seeed – aber auch hier war es schnell wieder vorbei. Bis die Band dann auf die Bühne kam und wenige Minuten später der Wasserfall startete … Eigentlich waren es nur zwei recht kurze Regengüsse, die dafür aber umso heftiger ausfielen. Aber hey, auch wenn man danach klatschnass war und der Hang sich in eine Rutschbahn verwandelte: wenn das am letzten Abend passiert, trübt es die Stimmung kein bisschen!
Dementsprechend schien auch kaum jemand vor dem Auftritt von Seeed abgereist zu sein. Das Gelände war bestens gefüllt, die Stimmung super, und die Show grandios. Ich muss aber gestehen: Seeed “klicken” bei mir live einfach nicht. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt, und da ich ihre Musik eigentlich sehr gerne mag, freue ich mich jedesmal, wenn ich sie auf einem Festival sehen kann – nur um dann in der Menge zu stehen und interessiert zu beobachten, wie um mich rum alle riesigen Spaß haben. Auf mich ist der Funke auch diesmal nicht übergesprungen … Ich glaube allerdings, dass ich damit wohl eine der sehr wenigen auf dem Platz war, denn die Menge ging gut mit. Und somit war zumindest am Sonntag die Entscheidung, wer Headliner und wer Co-Head war, völlig unumstritten.
Was wiederum nicht heißt, dass Ska-P nicht abgeliefert hätte. Im Gegenteil! Auch sie spielten ein fantastisches Konzert vor gut gefülltem Gelände und brachten die Meute zum Tanzen. Wie es ausgesehen hätte, hätte es auch bei ihrem Auftritt schon geregnet, ist allerdings eine andere Frage. Ich hatte das Gefühl, dass für die meisten Zuschauer – die ganz vorne natürlich ausgenommen – Ska-P eher eine Band waren, die man sich eben anschaut, wenn sie schon mal da sind, die einen aber nicht dazu bringen würden, sich nassregnen zu lassen. Aber zu dem Zeitpunkt war noch alles trocken und somit die Stimmung bestens.
Musikalisch erwartete ich mir vom letzten Taubertal-Tag am wenigsten. Die Movits, die die Hauptbühne eröffneten, verpasste ich leider aufgrund der Pressekonferenz – sie schafften es aber, zu “früher” Stunde eine beträchtliche Menge Leute vor der Bühne zu versammeln. Und mit ihrer amüsanten Art und mitreißenden Musik hatten sie sich schnell eine willige Fanschar erspielt, die tanzte und hüpfte und auch sonst alles tat, was von ihr verlangt wurde. Ein perfekter Auftakt für den letzten Festivaltag!
Enter Shikari kämpften sehr damit, dass der Hang zwar voll besetzt, aber herzlich uninteressiert an ihrem Auftritt war. Vor der Bühne ging es wild zur Sache, aber auf dem Hang herrschte tote Hose – was sich erst ganz am Ende änderte, als Gitarrist, Bassist und Sänger von der Bühne aus ins Publikum kletterten und den Hang unsicher machten. Vielleicht hätten sie das früher machen sollten, denn plötzlich hatten sie die volle Aufmerksamkeit!
Natürlich stand der Sonntag auch wieder ganz im Zeichen der Emergenza-Bands. Gewinner in diesem Jahr waren The Scheen aus Norwegen, die mit rockiger Musik dann auch auf der Hauptbühne zu unterhalten wussten. Um die folgenden Plätze herrscht ein wenig Verwirrung. Laut Auftrittsreihenfolge müssten Mercury White aus Australien Zweite und The Kitchies aus Frankreich Dritte geworden sein. Die Emergenza-Webseite listet aber The Kitchies als Zweite und Mercury White als Vierte – keine Ahnung, was nun stimmt. Ein Lob jedenfalls an Mercury White, von denen ich noch einige Lieder gehört habe, und das klang sehr professionell und gut.
Tja, und dann war da noch Kakkmaddafakka! Die Jungs aus Norwegen lieferten am Sonntag gleich zwei Auftritte ab: einen am Nachmittag im PULS-Biergarten und einen als letzte Band des Festivals auf der kleinen Bühne. Der Nachmittagsauftritt war komplett improvisiert; sie kamen auf die Bühne, kündigten an, dass sie weder geprobt hätten noch sich irgendwelche Lieder überlegt, und improvisierten sich dann durch eine Reihe eigener Lieder sowie diverse Cover (u.a. von Britney Spears, Wheatus, Michael Jackson und Lena). Mag jetzt unprofessionell klingen, war es vielleicht auch, aber es war göttlich! Äußerst amüsant und unterhaltsam, und – so ganz nebenbei – musikalisch absolut eindrucksvoll. Abends setzten sie dann noch einmal eine Schippe obendrauf, mit einem völlig durchgeknallten Abschlusskonzert. Egal, ob man die Lieder vorher kannte oder nicht, am Ende sang und tanzte jeder mit! Auch wenn es schade war, dass doch sehr viel weniger Zuschauer an der kleinen Bühne waren als an den Tagen zuvor. Natürlich verständlich, da der Sonntag ja für die meisten Besucher der Abreisetag war, und zudem war man nass und schlammig – aber wer sich das hat entgehen lassen, der hat leider DAS Konzert des Festivals verpasst! Der perfekte Abschluss, und strahlende Gesichter überall bei der letzten Nachtwanderung Richtung Stadt oder Campingplatz.
Hinter den Kulissen
Zuguterletzt noch ein kleiner Blick “hinter die Kulissen” mit einigen Infos aus den Pressekonferenzen. Relativ unorganisiert, für alle Taubertal-Fans aber sicher trotzdem interessant!
Statt einem “größenwahnsinnigen” Booking werden also eher einige Specials zum Jubiläum ausgearbeitet, zu denen es noch keine weiteren Infos gibt. Eine Ausweitung des Festivals auf vier volle Programm-Tage steht aber definitiv nicht zur Diskussion.
Zuguterletzt noch ein kurzes Fazit: Wie in den vergangenen Jahren konnte das Taubertal musikalisch und organisatorisch wieder voll überzeugen. Viele sehr tolle Konzerte, auch wenn teilweise nicht klar war, wer nun der eigentliche Headliner war – aber das ist ja auch zweitrangig. Das Publikum kann von mir in diesem Jahr keinen eindeutigen Daumen hoch bekommen, auch wenn es natürlich wieder viele grandiose Aktionen, Verkleidungen und Schilder gab. Im Großen und Ganzen lief auch alles friedlich ab, die Stimmung war mir aber (auf dem Festivalgelände!) oft zu sehr “gegeneinander” statt “miteinander” – das hab ich gerade beim Taubertal früher anders erlebt. Aber vielleicht braucht es dafür auch einfach noch mal ein totales Schlammfestival, bei dem man ohne Zusammenarbeit nicht mehr den Hang hochkommt. 😉 In dem Fall muss ich aber sagen, dass ich dann vielleicht doch lieber in den sauren Publikumsapfel beiße und dafür die Gummistiefel daheim lasse und mir – wie in diesem Jahr – die Sonne auf den Rücken scheinen lasse.
Danke Taubertal für ein weiteres wunderbares Festival – wir sehen uns nächstes Jahr zum Jubiläum! 🙂
08.-10.08.2014 Taubertal-Festival
Saturday, June 14th, 2014Noch 500 Tickets sind verfügbar – so die Meldung letzte Woche. Das heißt, dass es schon sehr bald wieder heißen wird: Das Taubertal-Festival ist ausverkauft!
Nach der Volljährigkeit im letzten Jahr geht das Taubertal nun ins 19. Jahr. Von Jahr zu Jahr wird eine eigentlich schon super funktionierende Infrastruktur immer weiter verbessert und verfeinert, sodass das Taubertal nicht nur das am schönsten gelegene Festival in Deutschland ist, sondern auch noch eines der angenehmsten für die Besucher.
Und auch das Line-Up passt dieses Jahr wieder zu 100%: Headliner in diesem Jahr sind die Sportfreunde Stiller, Casper und Seeed – ein wenig “lokaler” als in den letzten Jahren, wo an mindestens einem der Abenden ein internationaler Headliner auf der Bühne stand. Ein Rückschritt? Nicht wirklich, denn es sind alle grandiose Live-Acts! Und mit Biffy Clyro, Jimmy Eat World, The Subways, Ska-P und weiteren ist das Programm international wie immer – und stilistisch breit gefächert, auch das wie immer. Eine tolle Mischung an Bands also!
Auf der kleinen Bühne steht natürlich wieder das Emergenza-Finale im Fokus, und mit Zebrahead, Russkaja und Kakkmaddafakka gibt es auch dort perfekte Headliner, die ganz verschiedene Fangruppen ansprechen. Der Vorteil davon ist, dass die kleine Bühne ausreicht, weil nur ein Teil der Besucher den Abend dort ausklingen lässt (im Gegensatz zum Kraftklub-Auftritt 2012 dort, der für ziemliches Chaos sorgte). Der Rest macht sich derweil schon auf den Weg zum Zeltplatz oder in den Steinbruch zur After-Party, was die Besucherströme entzerrt.
Und die Geheimtipps in diesem Jahr? Die spielen eher früh am Tag. Freitags sollte man SDP nicht verpassen – deutscher Rap; lustig, eingängig und wunderbar selbstironisch. Am Samstag sind die Schröders ein Pflichttermin! Endlich wieder zusammen auf der Bühne, und natürlich beim Taubertal dabei, wie schon so oft vorher. Der Sonntag wird von den schwedischen Movits! eröffnet; laut Pressetext eine “explosive Mischung aus schwedischem Hip Hop und mitreißendem Big Band-Sound” – aus eigener Erfahrung völlig durchgeknallt und partytauglich. Perfekt also für den frühen Sonntag-“Morgen” (um 15.30)!
In nicht mal zwei Monaten ist es also wieder so weit: Bierbänke in der Tauber, Rocker in der Rothenburger Altstadt, Nachtwanderungen zum Campingplatz und ahnungslose Rockstars, die erste Bekanntschaft mit Rothenburger Schneeballen machen. Und natürlich mit einem begeisterten Publikum mitten im wunderschönen Taubertal!
Tickets gibt es (noch!) für 105 Euro (3 Tage) oder 50 Euro (1 Tag). Alternativ sind auch VIP-Tickets für 200 bzw. 80 Euro im Verkauf. Diese bieten Vergünstigungen wie eine VIP-Tribüne, einen eigenen Bereich Backstage (mit Bewirtung), bevorzugten Einlass und Shuttle-Service.
20.08.2011 – Photos The Subways (Open Air Gampel)
Tuesday, August 23rd, 201118-21.08.2011 Open Air Gampel (Schweiz)
Friday, August 19th, 2011Tag 1: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?”
“Einmal Gampel, immer Gampel” – so der Leitspruch des Festivals. Das muss natürlich überprüft werden!
Zum ersten Mal ging’s für mich zum (oh, Verzeihung, ANS natürlich!) Open Air Gampel in die Schweiz. Auslöser war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra, aber auch das restliche Line-Up bot einige Schmankerl, weshalb ich beschloss, das ganze Festival mitzumachen und nicht nur den Kaizers-Tag. The Offspring, Katzenjammer, Guano Apes, Seeed, … wenn das nicht vielversprechend klingt!
Auf dem Hinweg stellte ich zuerst einmal fest, dass mein Navi Passstraßen mit der gleichen Geschwindigkeit berechnet wie normale, gut ausgebaute Landstraßen… die Folge war, dass ich nicht wie geplant zu Programmbeginn auf dem Gelände war, sondern erst kurz vor Ende des Auftritts von 77 Bombay Street. Was sehr schade war, denn die klangen super. Sehr eingängige Musik, die super zum sonnigen, heißen Sommernachmittag passte! Vor der kleinen Bühne herrschte Gedränge, das komplette Publikum war am Tanzen, Mitsingen und Feiern. So muss ein Festival-Auftakt aussehen!
Ähnlich ging es auch mit den Dropkick Murphys weiter. Diesmal allerdings auf der großen Bühne, daher wirkte es nicht so gedrängt vor der Bühne. Mir gefiel der Auftritt besser als beim Taubertal – die Band strahlte mehr Spielfreude aus, und das Publikum war begeistert am Tanzen.
Danach war dann ein bisschen Zeit, um das Festivalgelände zu inspizieren. Und was soll ich sagen: wow! Die grundsätzliche Anordnung, mit den Campingplätzen rund ums eigentliche Festivalgelände, erinnert ein wenig ans Southside; das hat den Nachteil, dass man auch als Tagesbesucher (oder Autoschläfer =;-)) immer durch die Campingplatzkontrolle muss. Der Weg von dort bis zum eigentlichen Festivaleingang ist aber nicht weit. Wenn man dann aufs Festivalgelände kommt, sieht man zu allererst… eine Achterbahn! Und das beschreibt auch schon schön das ganze Gelände: ein großer Rummelplatz mit haufenweise Essens- und Getränkeständen, Musikzelten, Bierbänken und Ramsch-Lädchen. Und zwei Bühnen natürlich! Wunderbar, und kaum mit anderen Festivals vergleichbar. Vielleicht noch am besten mit dem Sziget in Ungarn – wobei das Sziget aber sehr viel größer und weitläufiger ist. Gampel wirkt doch trotz allem noch überschaubar; aber um die einzelnen Stände und Zelte abzuklappern, muss man durchaus Zeit einplanen. Und langweilig wird’s mit Sicherheit nicht!
Schon Monate im Voraus war auf der Gampel-Webseite angekündigt: “Das Open Gampel 2011 wird sonnig und praktisch niederschlagsfrei!” Und das schien sich zu bewahrheiten – 30 Grad, strahlendblauer Himmel… nur was sind das für Wolken dahinten? Um es kurz zu machen: Es zog immer mehr zu, irgendwann kam der Regen, danach wurde es wieder schön – bis ein ordentliches Gewitter mit Platzregen folgte. Und wie das diesjährige Pukkelpop zeigte, geht das nicht immer so glimpflich aus… Das Gampel überstand aber zum Glück alles gut. Nicht mal Schlamm gab es danach, nur einige Pfützen. Und den Rest des Wochenendes blieb es dann komplett trocken.
Auf der großen Bühne standen NoFX auf dem Programm, die ich ja schon letzte Woche beim Taubertal gesehen hatte. Und auch hier lieferten sie wieder eine äußerst unterhaltsame Show ab! Wenn sie auch insgesamt ein wenig das Gefühl hatten, dass das Publikum sie – rein sprachlich – nicht verstand, da die meisten im Publikum doch ein wenig unsicher wirkten, wie sie auf diese Chaoten reagieren sollten. Nach einer Runde Quatschen auf der Bühne die Selbsteinsicht: “OK, we’re wasting time…” – “… but that’s the point!?” Na ja, eigentlich war der Point, das Publikum zum Tanzen zu bringen, und das schafften sie! Auch Crowdsurfer gab’s, sogar inklusive Rollstuhl, was natürlich einige Diskussionen auf der Bühne hervorrief. Und sie waren sich oft unsicher, welche Sprache hier denn nun angebracht wäre. Deutsch? Französisch? Italienisch? Am besten kam auf jeden Fall ihr “Champs Elysées” an – zumindest, bis sie “Creeping out Tegan” mit einem umgedichteten “Backstage at a festival in Switzerland…” begannen. Als Abschluss des Auftritts gab es dann noch eine Playback-Version von “Everyone’s a little bit racist”, zu der die komplette Band musicalmäßig den Text schauspielerte. Zum Schreien komisch! Echt genial, auch wenn auch hier im Publikum ziemlich viele fragende Gesichter zu sehen waren… =;-)
An der kleinen Bühne daraufhin die Überraschung des Abends für mich: Yellowcard. Der Name sagte mir ein bisschen was, und die Erwartung deckte sich auch genau mit dem, was sie geboten haben – ich weiß allerdings nicht mehr, woher ich den Namen kenne. Fakt war jedenfalls: Sie waren zum ersten Mal in der Schweiz, lieferten einen Wahnsinnsauftritt ab und brachten mit ihrem energievollen Rock (mit Geige!) das Publikum zum Hüpfen und Tanzen. Sie schienen verhältnismäßig bekannt zu sein – zumindest wurde lauthals mitgesungen. Und überhaupt feierte das Publikum jeden einzelnen Song, und noch mehr, als sie am Ende noch ein paar Lieder einschieben konnten, da sie sich mit der Setlist-Länge verkalkuliert hatten. Ein mitreißender Auftritt der Jungs aus Florida!
Dann war es Zeit für den Headliner, The Offspring. Und die lieferten einen… nun ja, irgendwie durchwachsenen Auftritt ab. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, vielleicht hätte ich mich vorab mehr mit ihrer aktuellen Musik beschäftigen sollen, vielleicht hätte ich vorher nicht den NoFX-Auftritt ansehen sollen… keine Ahnung. Für mich wirkte der Auftritt sehr lustlos. The Offspring standen nur rum, bewegten sich nicht und spielten ihre Stücke runter. Das ist an sich kein Kritikpunkt, das machen ja viele Bands so. Aber von den “Punkhelden meiner Kindheit” erwarte ich halt doch irgendwie mehr… zumal NoFX genau das geliefert haben, was ich auch von The Offspring erwartet hätte. Vermutlich war das wirklich die falsche Erwartungshaltung. Aber – nun das wichtige, große ABER – Spaß hat’s trotzdem gemacht! Denn ja, sie haben die ganzen alten Kamellen ausgegraben, und genau auf die hat das Publikum gewartet. Jedes dieser Lieder wurde abgefeiert. Und in der Hinsicht ist es auch voll und ganz verständlich, dass The Offspring ihre Konzerte eher “runterspielen”; denn nach so vielen Jahren will das Publikum offenbar immer noch nur “den alten Mist” hören. Und genau das war meine Einschätzung – The Offspring lieferten ohne allzu viel Herzblut das Konzert ab, das das Publikum hören wollte, und das Publikum feierte die Lieder, die es hören wollte. Mir fehlte einfach die Energie und Begeisterung auf der Bühne, schade. Eindrucksvoll war es aber dennoch, The Offspring mal live und in echt auf der Bühne erlebt zu haben! Und viel zu schnell war es auch schon vorbei…
Als Abschluss des Tages spielten auf der kleinen Bühne noch die Mariachi El Bronx – die Hardcore-Punk-Band The Bronx spielt Mariachi-Musik. Eine absurd lustige Idee, keine Frage! Die sich allerdings nach zwei Liedern dann auch abnutzt, in der Fußgängerzone will man ja schließlich auch keine Mariachi-Musik hören, also nutzte ich die Zeit, um noch ein wenig übers Gelände zu schlendern. Überall feiernde Menschen, Musik in den verschiedensten Stilrichtungen aus den Zelten und Bars, ein wunderbarer Sommerabend… klasse. Echt toll!
Tag 2: “Ich hasse deutsche Rockmusik – aber mein Englisch ist zu schlecht!”
Auch am zweiten Gampel-Tag strahlte die Sonne – so muss ein Sommerfestival aussehen! Zwar zog es sich auch diesmal einmal kurz zu, aber das wahrte nur kurz und war eher eine erfeuliche Abwechslung.
Musikalisch ging es auf der kleinen Bühne mit The Rambling Wheels los, die sich aus der Ferne super anhörten. Leider nur aus der Ferne; aber 12:15 ist für Festivals doch eine eher unchristliche Zeit…
Nach Berichtschreiben und -hochladen war dann Wirtz mein erster Programmpunkt. Den hatte ich beim Taubertal zum ersten Mal gesehen und war begeistert – so auch hier! Zwar passte der strahlende Sonnenschein nicht so ganz zu seinem Auftritt (ich vermute, das funktioniert in kleinen, schrammeligen Clubs noch deutlich besser als auf großen Open-Air-Bühnen), aber dennoch konnte er das Pulikum voll und ganz in seinen Bann ziehen. Und das, obwohl es sein erstes Konzert in der Schweiz war und so gut wie niemand je auch nur ein Lied von ihm gehört hatte. Am Ende wurde er trotzdem gefeiert! Und das, obwohl er doch deutsche Rockmusik verabscheut – “Aber mein Englisch ist zu schlecht!” Also singt er auf Deutsch und wird verstanden. Wäre auch schade, wenn nicht…
Die darauffolgenden The Raveners sowie Rival Schools konnten mich nicht wirklich überzeugen, daher gibt’s von denen auch nur ein paar Fotos.
Mein Highlight des Festivals war natürlich der Auftritt von Kaizers Orchestra eine gute Stunde später. Und sie enttäuschten nicht! Zwar kannte sie offenbar kaum jemand im Publikum, aber der Platz vor der Bühne füllte sich recht gut, und am Ende waren alle am Singen und Tanzen. Erfolg auf der ganzen Linie! Den kompletten Bericht zum Kaizers-Konzert gibt es auf kaizers.konzertjunkie.com.
Damit war der Abend aber noch lange nicht vorbei! Auf der kleinen Bühne spielten direkt nach Kaizers Sound of Arrows, die ich mit ihrem Pop-Synthie-Whatever aber nur wenige Minuten ertrug. Absolut nicht meine Musik…
Und dann war’s Zeit für Skunk Anansie. Ihr Auftritt hatte offenbar auf der Kippe gestanden, da sie am Tag zuvor beim Pukkelpop aufgetreten war und ihr Equipment in Mitleidenschaft gezogen worden war. Aber alles ging glatt, und sie konnte pünktlich auf die Bühne gehen. Ich habe sie schon mehrfach live gesehen – dennoch kenne ich von ihr (außer DEM Lied, versteht sich) eigentlich nichts. Das ist aber völlig unerheblich. Die Frau hat auf der Bühne eine solche Ausstrahlung, eine Präsenz, so viel Energie – man muss sie einfach lieben. Sie braucht eigentlich nur mit dem Finger schnippen, schon tanzt das Publikum und frisst ihr aus der Hand. Nicht, dass sie nur mit dem Finger schnippen würde – oh nein. Sie fegt über die Bühne, springt ins Publikum, läuft über die Hände, bringt das ganze Festival dazu, sich hinzusetzen und singt und schreit und hat das Publikum voll und ganz in der Hand. Unbeschreiblich eigentlich. Wunderbar!
Den Abschluss des Tages bildeten The Chemical Brothers. Hmm. Nein, ich versteh es nicht. Ich habe wirklich versucht, ihnen dieses Mal noch mal eine Chance zu geben, obwohl sie mir live schon mehrfach nichts gegeben haben. Aber das ist einfach nicht meine Musik. Die Lichtshow war eindrucksvoll, das geb ich gerne zu. Aber nach einigen Minuten hat sich das abgenutzt, und da sich musikalisch nicht viel ändert und sich auch die Lightshow irgendwann wiederholt, verstehe ich einfach nicht, was daran so toll ist. Muss ich ja aber auch nicht. Tatsache ist, das Publikum feierte – nicht so sehr wie bei Skunk Anansie, so kam es mir vor, aber es schien zu gefallen, was die Chemical Brothers ablieferten. Und es muss ja nicht jeder alles mögen. Und so hatte ich immerhin Zeit, meine Berichte fertig zu schreiben, das ist doch auch praktisch. =;-)
Tag 3: “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!”
Der dritte Tag – und unverändert tolles Sommerwetter. Es funktioniert also wirklich, die Sonne herbeizuschreiben! Kaum eine Wolke am Himmel, Temperaturen gut über 30 °C und wie gehabt tolle Stimmung im Publikum. Perfekt! Auf dem Gelände gab’s nicht nur genügend Trinkwasserstellen, sondern auch eine Sonnencreme-Eincreme-Station. Wenn das kein Service ist? Und dazu Gratis-Promo-Sonnenhüte von verschiedenen Firmen und die Bitte der Moderatoren, doch bitte genug Wasser (oder wahlweise Bier) zu trinken.
Favez waren die erste Band der Hauptbühne, und sie wussten das Publikum so früh am Tage durchaus zu unterhalten! Kraftvolle Rockmusik, mit viel Energie vorgetragen. Dazu amüsante Ansagen auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch – für eine Schweizer Band ja eher ungewöhnlich, aber wenn die Muttersprache Französisch ist, ist das vermutlich die beste Lösung. Gleich zu Beginn die Aufforderung: “Kommt doch näher! Wir haben heute morgen viele Duschen genommen!” Außerdem sollte sich das Publikum die T-Shirts ausziehen, falls noch nicht geschehen – “aber nur die Männer”! Mal was anderes… =;-) Dann bekamen wir noch Drachengeschichten erzählt, und natürlich war das Wetter ein Thema. “Seid Ihr zu kalt? Hier friert es ein bisschen!” Ein echt netter Auftritt, den man um die Tageszeit so eigentlich nicht erwartet hätte.
Danach ging es mit Schweizer Künstlern weiter. Adrian Stern lockte eine beträchtliche Menge an Zuschauern vor die kleine Bühne, war in meinen Augen musikalisch aber ein wenig unspannend. Sina fuhr an der großen Bühne daraufhin ganz andere Kaliber auf: Mit Streichquartett und Gästen auf der Bühne bot sie eine kurzweilige Show. Auch das nicht unbedingt meine Musik, aber definitiv unterhaltsam.
Eigentlich wollte ich danach nur kurz an der kleinen Bühne reinhören und mir dann eine Pause gönnen – diesen Plan machten The Black Pacific aber zunichte. Die Band rund um den ehemaligen Pennywise-Sänger spielte knallharten Punkrock. Und wenn eine Band schon zu Revolution Rock von The Clash auf die Bühne kommt, kann da eigentlich nur ein tolles Konzert folgen – und genau so war es auch! Auch wenn wohl kaum jemand Lieder der Band kannte, war die Stimmung super. Und gegen die Unkenntnis hilft es, Lieder der Ramones zu covern – oder gleich “den ersten Rock-Song ever”, nämlich Johnny B. Goode. Und der Fauxpas, dass der Sänger in einer Reihe von Punkbands auch Simple Plan aufzählte, mit dem Kommentar “die spielen doch nachher auch noch” (dabei hatten sie kurzfristig abgesagt), wurde auch schnell verziehen. Ein Lied widmeten The Black Pacific den Opfern und Verletzten des Unglücks beim Pukkelpop-Festival.
Dann ein weiteres Highlight für mich: Katzenjammer! Die vier Norwegerinnen sind ja immer bezaubernd. Ihre Auftritte lassen sich nicht wirklich beschreiben – aber da sie ja quasi IMMER auf Tour sind, sollte sich das jeder einfach mal selbst ansehen! Sie eroberten Gampel im Sturm – der Platz vor der Bühne füllte sich, das Publikum sang lauthals mit, und alle waren voll und ganz bei der Sache. Katzenjammer betonten, dass sie ja von überall, wo sie auftreten, etwas mitnehmen und in ihre Lieder einbauen; daher die verschiedenen Stilrichtungen. Und wie schon Kaizers Orchestra am Tag zuvor, so verglichen auch Katzenjammer die Umgebung mit Norwegen – “aber hier ist es warm!” Neu am Ende des Konzertes eine kurze Band-Vorstellung, in der das Publikum die Namen ruft. Und dabei mit dem Hintern wackelt, denn “Ain’t no thang” heißt neuerdings “the butt song”. Hach ja, die Mädels sind einfach die geborenen Entertainer!
Und weiter ging es im erstklassigen Line-Up (Tag 3 war meiner Meinung nach der insgesamt bestbesetzte Festivaltag). Auf der kleinen Bühne waren The Subways an der Reihe. Die hatte ich ja letzte Woche schon beim Taubertal gesehen, und hier übertrafen sie ihren Auftritt noch einmal. Super Stimmung, extrem viel Energie, eine Punkrock-Show vom Allerfeinsten! Nur warum sie gerne mal als “Brit-Pop-Band” angekündigt werden, erschließt sich mir nicht so ganz.
Als nächster Act wären eigentlich Simple Plan an der Reihe gewesen. Da die jedoch kurzfristig absagen mussten, wurden sie von Kool Savas ersetzt. Punkrock ersetzen durch Hip Hop – geht das? Die Antwort ist: nun ja. Grundsätzlich ging es schon, ja, und die Stimmung vor der Bühne war extremst gut. Die ersten Reihen feierten, Kool Savas selbst fühlte sich auch schnell wohl (obwohl er sich seiner schwierigen Aufgabe voll und ganz bewusst war und sogar ohne eigene Crew vor Ort war, daher also improvisieren musste); sobald man aber ein wenig weiter nach hinten schaute, herrschte gähnende Leere. Bei fast allen “Nachmittags-Bands” war mehr vor der Hauptbühne los als beim Co-Head. Schade, denn Stimmung machte er durchaus, und er konnte auch Leute begeistern, die ihn überhaupt nicht kannten.
Vielleicht wäre es besser gewesen, die Auftritte von Kool Savas und den Guano Apes zu tauschen. Die spielten nämlich auf der kleinen Bühne; und die wurde – wie nicht anders zu erwarten war – völlig überlaufen. Vorne ging es richtig rund, weiter hinten drängten sich die Zuschauer, um zumindest etwas sehen zu können. Die Apes lieferten eine energievolle Punkshow ab. Mich persönlich konnten sie nicht zu 100% überzeugen, was aber wohl mit daran lag, dass ich ihre neue Musik überhaupt nicht kenne; unglücklich fand ich aber, als erste Zugabe ein langes Instrumentalstück zu spielen, was die Stimmung doch ein wenig tötete. Und auch Lord of the Boards als letzte Zugabe zu spielen, während ein Großteil der Zuschauer schon auf dem Weg zur anderen Bühne ist, war vielleicht nicht die beste Wahl. Dennoch ein toller und zu Recht umjubelter Auftritt!
Headliner des Abends waren Seeed aus Berlin. Und während ich ja die Auftritte der bisherigen Headliner ein wenig durchwachsen fand, war ich diesmal ziemlich begeistert. Wobei ich gestehen muss, dass meine Erwartungen ziemlich gering waren; ich habe Seeed schon einige Male live gesehen und immer wieder festgestellt, dass das live einfach nicht meine Musik ist – obwohl ich die Lieder im Radio gerne höre. Dieses Gefühl hatte ich diesmal definitiv nicht! Der Auftritt machte richtig Spaß, und das Publikum tanzte. Immer wieder wurden Lieder gecovert (bzw. “geremixt”), und die großen Hits fehlten natürlich auch nicht. Auf er Bühne kamen Seeed deutlich “seriöser” rüber als sonst oft (vielleicht war das auch ein Grund für mich, den Auftritt mehr genießen zu können). Mit einer großen Band im Hintergrund kamen sie in Anzügen auf die Bühne, und es wirkte mehr nach Konzertabend als nach Zirkusshow. Eindrucksvoll!
Zum Abschluss des Tages spielten noch Russkaja auf der kleinen Bühne. Wer die Band kennt, weiß, dass weitere Worte bezüglich Stimmung und Party überflüssig sind. Für alle anderen: Stimmung top, Party JA! Russkaja spielen eine Mischung aus Ska und osteuropäischen Rhythmen, dazu gibt es auf der Bühne ständig etwas zu sehen (wenn man denn neben dem Tanzen mal hinguckt), und Interaktion wird großgeschrieben. Ein fantastischer Abschluss eines tollen Tages!
Tag 4: “Oh my god, the Gaffa tape is melting down!”
Dass der Sonntagmorgen als “ein wenig schwierig” bezeichnet wird, ist nicht wirklich überraschend. Es ging früher los als an den anderen Tagen, und am vierten Festivaltag sind natürlich die Energiereserven des Publikums ziemlich aufgebraucht. Aber wie gehabt: strahlender Sonnenschein!
Und so fand sich auch um 11 Uhr morgens schon ein ordentliches Grüppchen an Zuschauern vor der Hauptbühne ein, um sich die Movits! anzuschauen. Drei Jungs aus Schweden, einer mit Saxofon, einer an den Turntables (bzw. manchmal auch an den Percussions oder der Gitarre), einer am Gesang. Zusammen ergab das dann eine wahnwitzige Mischung aus Hip Hop und Elektro – und zwar auf Schwedisch. Das Publikum verstand daher nicht wirklich etwas, feierte aber trotzdem, denn die Musik lud absolut zum Tanzen ein. Die Schweden waren selbst wohl diejenigen, die am meisten unter der Hitze litten; verständlich bei gerade mal 10 °C in Nordschweden zurzeit. Und als dann auch noch das Gaffa-Tape, mit dem das Banner aufgehängt war, wegschmolz… =;-) Ein super Auftakt für den Abschlusstag!
Das darauffolgende Programm musste kurzfristig umgestellt werden, da Ich+Ich erst verspätet ankommen würden – ich nutzte die Gelegenheit, um meinen Bericht weiterzuschreiben, bevor ich dann zu Ich+Ich wieder vor der Bühne stand. Und ich muss gestehen: Im ersten Moment war ich völlig verwirrt. Ich weiß nicht sicher, mit wem ich sie verwechselt habe (ich tippe auf 2raumwohnung, aber ohne den geringsten Schimmer, warum man die verwechseln sollte…), aber ich erwartete etwas ganz anderes. Das war aber definitiv nicht negativ, denn natürlich sagte mir – nachdem es endlich “klick” gemacht hatte – auch Ich+Ich etwas, und das sagte mir deutlich mehr zu als das, was ich erwartet hatte. Im immer noch strahlenden Sonnenschein lieferten Ich+Ich eine tolle Show und brachten das Publikum zum Mitsingen; wobei es schade war, dass das Publikum nur direkt vor der Bühne wirklich engagiert schien.
Als Hauptband des Sonntags fungierten The Baseballs. Und die schafften es, dem Festival einen fulminanten Abschluss zu bescheren! Vor der Bühne war es sehr gut gefüllt (für Sonntag nachmittag jedenfalls), und das Publikum kümmerte sich nicht um Hitze und Sonnenbrand, tanzte ausgiebig und sang begeistert mit. Während die Band sich durch ihr Programm blödelte… und nein, das ist nicht negativ gemeint, sondern war super sympathisch und extremst unterhaltsam. Mittendrin sollte das Publikum geschlossen Dinge in die Luft werfen (zum Großteil waren das natürlich die gelben Fächer-/Frisbee-Teile, die gratis verteilt wurden und ständig in der Luft rumflogen), was beeindruckend aussah. Und am Ende fing bei dem heißen Auftritt sogar noch das Klavier Feuer (was aber erstaunlich wenig panische Reaktionen hervorrief und sich nach Ende des Liedes auch durch einfaches Pusten wieder löschen ließ… da werden doch nicht etwa Special Effects am Werk gewesen sein??). Die Stimmung war auf jeden Fall phänomenal, und die Baseballs ein würdiger Headliner für den letzten Tag!
Zu allerletzt spielten auf der kleinen Bühne noch Z’Hansrüedi Endfrenz, worauf ich aufgrund der langen Heimreise aber verzichtete. Die Baseballs hätten sie vermutlich eh nicht mehr toppen können!
Fazit
Mit insgesamt 85.000 Besuchern (zwischen 16.000 und 26.000 pro Tag) war das Open Air Gampel das größte Festival, das ich dieses Jahr besucht habe (die Festivals, wo ich nur einen Tag war, mal ausgenommen). Das an sich ist für mich immer erst mal ein Minuspunkt, denn ich liebe kleine, übersichtliche Festivals ohne lange Wege. Aber: Trotz der Besucherzahl fällt das Gampel ganz klar in diese Kategorie! Das Gelände ist trotz der Größe überschaubar, die Wege von einer Bühne zur anderen sind absolut machbar (auch wenn es sich an den Durchgängen zwischen zwei Bands manchmal ein bisschen staut – dann geht man halt hinten rum, was zwar ein Stückchen weiter ist, aber immer noch erträglich). Am ersten Tag fand ich das Gelände auch abends beim Headliner noch angenehm leer und man kam überall problemlos durch – allerdings war der erste Tag, da Donnerstag, auch derjenige, wo die wenigsten Leute auf dem Gelände waren. Am Freitag- und Samstagabend war es doch deutlich voller, und wenn man auf einer Seite der Bühne war, wollte man nicht unbedingt an die Essensbude an der anderen Seite. =;-) Dennoch: Ein Durchkommen war immer möglich und das Gelände wirkte nie überfüllt. Und gut gefüllt ist schließlich super für die Stimmung!
Das Publikum war insgesamt sehr angenehm – ich habe keine Pöbeleien erlebt und sehr wenige Besucher, die sich rücksichtslos durch die Menge gedrückt haben. Beide Daumen hoch dafür! Und die Stimmung war insgesamt super. Teilweise ließ das Interesse an den Bands weiter hinten zwar stark nach, aber vor der Bühne wurde immer getanzt und gefeiert.
Die gesamte Organisation passte absolut. Zum Camping und zu den Shuttlebussen kann ich nicht viel sagen, da ich’s nicht genutzt habe, aber “aus der Ferne” sah alles super organisiert aus. Auf dem Gelände selbst gab’s absolut keine Kritikpunkte. Man hätte auf den Leinwand hin und wieder den Spielplan einblenden können, insbesondere nach der Programmänderung am Sonntag, aber das war’s auch schon an Kritik.
Zum Programm brauche ich nichts mehr sagen, denn das war absolut top! Interessant fand ich die Spielzeiten: Alle Bands bekamen 60 Minuten, die Headliner 75 Minuten. Das hatte Vor- und Nachteile. Für die Bands früh am Tage war es natürlich toll, ein komplettes Konzert spielen zu können; wobei das für die Zuschauer aber auch lang werden konnte, wenn man die Band so gar nicht kannte. Für die Headliner war die Zeit oft zu kurz; denn das sind ja die “Zugpferde”, wegen denen man sich entschieden hat, zum Festival zu fahren, und nach einer guten Stunde ist schon alles vorbei. Pro und contra hält sich da also die Waage – fair ist diese Aufteilung aber auf jeden Fall.
Das Open Air Gampel ist in der Schweiz als sehr teures Festival bekannt/verschrien/was auch immer. Mir fehlt der Vergleich zu anderen aktuellen Schweizer Festivals – ich als Euro-Ausländerin empfand das Preisniveau natürlich als sehr sehr hoch. 5 Franken (zurzeit ca. 4,40 Euro) für eine Cola, 10 Franken für einen Döner oder Vergleichbares? Das ist happig. Dazu kommen ständige Zusatzkosten für z.B. Shuttlebusse, Duschen und ähnliches. Da wird man im Laufe eines Wochenendes schon einiges los – wobei man aber durchaus auch sparen kann, wenn man möchte. Mit Gratis-Trinkwasser und diversen Promo-Artikeln (Cola-Döschen, Chips, Kaugummis) kommt man ja schon recht weit. Meine beste Investition des Festivals: 1,5 Franken für einen Schoko-Milchshake und einen Gratis-Sonnenhut. =;-)
Was für Festivals eher ungewöhnlich ist: Das Essen war größtenteils wirklich hochwertig. Wenn man also 10 Franken für ein Mittagessen hinlegt, dann bekommt man dafür auch etwas, was gut schmeckt und wovon man satt wird. Und das ist doch das Wichtigste!
Insgesamt also ganz klar beide Daumen hoch fürs Festival! “Einmal Gampel, immer Gampel”? Ja, wenn das Line-Up stimmt, dann sehr gerne! Und die Line-Up-Einschränkung kommt bei mir nur dadurch zustande, dass sechs Stunden Anfahrt doch irgendwie gerechtfertigt werden müssen. Aber bei dem tollen Händchen fürs Booking in diesem Jahr habe ich da fürs nächste Jahr eigentlich gar keine großen Bedenken… bis 2012 also!
12-14.08.2011 Taubertal-Festival (Rothenburg o.d. Tauber)
Saturday, August 13th, 2011Wie immer am zweiten August-Wochenende stand das Taubertal-Festival an, und wie immer war das Line-Up grandios und mehr als verlockend! Das hieß für mich natürlich, dass ich trotz Kurztrip zum Øya-Festival in Oslo am Donnerstagabend wieder beim Taubertal dabei sein musste – ganz abgesehen davon, dass das Festival bei mir eigentlich sowieso schon seit Jahren fest im Kalender steht.
Diesmal schien – im Gegensatz zu sonst – sogar das Wetter mitzuspielen. Das Taubertal ist ja dafür bekannt, dass es gerne mal tagelang regnet und das Gelände sich in eine einzige Schlammschlacht verwandelt. Dieses Mal hörte der Regen rechtzeitig zum Festival auf, die wenigen matschigen Stellen auf dem Festivalgelände waren auch ohne Gummistiefel erträglich, und als es am Samstagmorgen regnete, lag ja eh jeder noch erschöpft im Schlafsack. Also quasi perfekt – wenn man die Sintflut am Sonntag einfach mal ignoriert. 😉
Organisatorisch gab es wie immer nichts zu meckern. Die Anreise verlief problemlos (auch wenn der Umweg über die Käffer sicherlich bei einigen Campern für Unmut sorgte), es gab keine kurzfristigen Bandausfälle und wie schon erwähnt – das Wetter passte auch! Das Festival war verhältnismäßig lange im Voraus ausverkauft. Insgesamt waren ca. 18.000 Besucher vor Ort, was sich auf ca. 6.500 3-Tages-Tickets und dreimal 4000 Tagestickets aufteilte.
Keine Frage: Das Gelände direkt an der Tauber ist für ein Festival einfach wunderschön. Zwar gibt es einige Engpässe, hauptsächlich beim Durchgang zur kleinen Bühne, die einem je nach Laune doch ziemlich auf die Nerven fallen können; aber wenn man sich ein paar Minuten vor allen anderen auf den Weg macht (und dennoch den Rest des Konzertes hört, da die Bühnen ja nicht allzu weit voneinander entfernt sind), kann man das Gedränge vermeiden. Wunderbar am Gelände ist einfach der Hang. Sowas kenne ich sonst von kaum einem Festival (höchstens das Slottsfjell in Norwegen fällt mir dazu jetzt ein, wo das ganze Gelände zur Bühne hin abschüssig ist) – aber es ist perfekt. Man findet immer einen Platz, von dem man gut sieht; am Nachmittag kann man entspannt in der Sonne oder wahlweise im Schatten sitzen; und die Beinmuskeln werden vom ständigen Schief-stehen auch noch trainiert. 😉 Bei Regen verwandelt sich das Ding zwar in eine furchtbare Rutschpartie, und damit fällt ein Großteil der Publikumsfläche einfach weg, was sicher ein Nachteil ist – aber Regen ist sowieso doof, und nachdem das Festival dieses Jahr schon fast komplett trocken geblieben ist, wird es ab nächstem Jahr für mindestens die nächsten fünf Jahre keinen Tropfen Regen mehr geben. Fest beschlossen!
Also keinerlei Kritikpunkte? Nun ja, doch, natürlich schon. Was ich persönlich als störend empfunden habe, war die Kamera vor der Bühne. Auf einer Schiene wurde dort ein Kameramann ständig hin und her geschoben (übrigens Hut ab für die beiden armen Helfer, die das Schieben übernehmen mussten, das sah nicht wirklich gesund aus…), um die spielenden Bands für die Leinwand einzufangen. Hmm, ich weiß nicht – ist das wirklich nötig? Geht das nicht auch mit einfachen Handkameras sowie den Kameras, die im Publikum aufgestellt sind? Denn zuallererst ist das Konzert doch für die Zuschauer vor Ort, und wenn man vor der Bühne mehr Kameramenschen als Künstler sieht, ist das mMn nicht richtig.
Ein weiterer Kritikpunkt geht ans Publikum. Im Großen und Ganzen war das Publikum sehr angenehm, aber immer, wenn viele Menschen gleichzeitig von A nach B wollten, wurde es schwierig. Dann blieben gerne mal ganze Gruppen von Leuten mitten im Weg stehen, was den ganzen Fluss ins Stocken brachte; andere beschlossen dann, dass man natürlich mit Drücken viel besser durchkommt – vielleicht löst sich der Vordermann ja in Luft auf, wenn man nur penetrant genug drückt?
Das ist sicher nichts Ungewöhnliches und auf allen Festivals so, aber manchmal wünschte ich mir doch etwas mehr Mitdenken bei einigen Beteiligten. Andererseits war es aber meist ein wirklich entspanntes und nettes Miteinander – wunderbar am Sonntag das Verhalten am Hang, wo jeder jedem half (denn ohne Hilfe war es unmöglich, durch den Schlamm nach oben zu kommen). Und insgesamt hinterließ diese nette Stimmung doch einen größeren Eindruck als die Drängelei. Wie immer also ein Daumen hoch fürs Taubertal und sein Publikum!
“Will you suck my Schwanz in the Scheiß-Schloss?” – Freitag, 12. August
Nun zu den diesjährigen Bands. Vorweg eine kurze Anmerkung: Der Freitag war in diesem Jahr der Tag, an dem ich die wenigsten Bands kannte, und außerdem war ich am Donnerstagabend noch beim Øya-Festival in Norwegen. Dies und die Tatsache, dass ich dennoch pünktlich zu ersten Band auf dem Gelände war, lässt wohl darauf schließen, wieviel Schlaf ich in der Zwischenzeit bekommen habe – bzw. nicht bekommen. Daher sorry, wenn die Freitags-Bands ein wenig knapper abgehandelt werden als sonst üblich.
Die erste Band auf der Hauptbühne waren die Monsters of Liedermaching. Die sind ja bestens bekannt – nicht nur mir, sondern auch allgemein beim Taubertal-Publikum! Zumal sie am Donnerstag auch schon im Steinbruch gespielt hatten – was man klar merkte. Denn es waren doch deutlich mehr Leute vor der Bühne, als man um die Uhrzeit vermuten würde, ein Großteil war textsicher, und die Setlist enthielt ein paar mehr neue Sachen als z.B. beim Minirock; ich vermute, das lag daran, dass die Monsters das Set zwischen Steinbruch und Hauptbühne unterschiedlich gestalten wollten. Jedenfalls war die Resonanz fantastisch – das “Was wollt ihr hören?”/”Ein Lied über Türen!” musste nicht mal vorab erklärt werden, und in “Suizid” machte das komplette Publikum die “Armsache” (sprich, Hände in der Luft schwenken) mit. Und der Hang sogar in die richtige Richtung, nämlich nach vorne und hinten. Der perfekte Auftakt, und eine gute Möglichkeit fürs Publikum, sich schon mal einzupogen bzw. -tanzen.
Die nächste Band war Talco. Von denen hatte ich vorher nur gehört, dass sie toll sein sollten – und das bestätigte sich absolut! Skapunk auf italienisch, und die Meute tanzte! Außer dem Hang, wo alle um die Uhrzeit natürlich noch entspannt in der Sonne saßen; Spaß am Auftritt von Talco war aber auch dort allen ganz klar anzusehen.
Auf der Sounds-for-Nature-Bühne lief – wie jedes Jahr – das Emergenza-Weltfinale. Es ist immer schade, dass sich doch eher wenig Zuschauer dorthin “verirren”, aber genauso ist es verständlich, dass die meisten das bekanntere Programm der Hauptbühne vorziehen. Da ich Schandmaul schon ein paar mal gesehen habe, machte ich mal einen kurzen Abstecher zur kleinen Bühne und sah dort die Rag Dolls aus der Schweiz. Und die konnten durchaus überzeugen! Musikalisch mit Indie-Rock gemischt mit ein wenig Rock’n’Roll nicht allzu innovativ, aber gute und eingängige Melodien sowie Mut, die Zuschauer (die doch recht überschaubar waren) mit einzubeziehen. Im Mitsingteil ins Publikum zu gehen und willkürlichen Menschen das Mikro ins Gesicht zu halten, braucht schon Mumm – aber es funktionierte, und die Anwesenden schienen sehr gut unterhalten.
Zurück an der anderen Bühne riefen Schandmaul, die schon eine gehörige Horde vor der Bühne versammelt und am tanzen hatten, gerade zu einer “Wall of Polka” auf. Zum Schreien, das vom Hang aus zu beobachten, wie mitten im Pogo-Pit plötzlich alle in Zweierpärchen von links nach rechts und zurück hüpften! Und auch sonst konnten Schandmaul super Stimmung machen, und das Publikum sang lauthalt mit.
Als nächstes standen an der Hauptbühne DIE Urgesteine des Punks auf dem Programm: NoFX! Ich muss gestehen, außer dem Namen kannte ich sie nicht weiter, aber der Auftritt war extremst unterhaltsam. Erster Gedanke: Es gibt also doch Bands, die auf der Bühne noch mehr reden als die ärzte! Schon vor dem ersten Lied wurde erst mal gequatscht, und auch danach wurde fast mehr geredet als gespielt. Dabei nahmen sie Iggy “und die drei Stooges” auf die Kippe, beklagten ihr winziges Bühnenbanner (und diskutierten die Banner anderer Bands), beschwerten sich über die Kameraleute vor der Bühne (oder warfen sich ihnen direkt in den Weg), jammerten über die Insekten auf der Bühne und protzten mit ihren Deutschkenntnissen (“Will you suck my Schwanz in the Scheiß-Schloss?” – Wobei das Schloss natürlich das von Rothenburg war, was ja von der Bühne aus zu sehen ist). Derweil ging auch im Publikum der Punk ab – das Pogo-Pit (genauer gesagt der komplette Bereich vor dem ersten Wellenbrecher) sah echt übel aus; aber die Leute hatten Spaß, und vom Hang aus sah es auch nicht so aus, als hätte es ernsthaftere Verletzungen gegeben. Was ich allerdings nicht verstand, war die Sache mit dem Crowdsurfing-Verbot. Es wurde nämlich durchaus gesurft; und es schien auch nicht so, als hätte das irgendwelche Konsequenzen (was ich an sich super finde – aber dann doch einfach gar nicht verbieten?!).
In der Umbaupause ging ich kurz noch mal rüber zur Sounds-for-Nature-Bühne – na ja, oder nicht soo kurz, denn hier offenbarte sich mal wieder ein Problem des Taubertal-Festivals. Die Verbindung zwischen beiden Bühnen ist einfach zu schmal (was sich nicht ändern lässt, da eben das Tal so schmal ist), sodass ein ziemliches Chaos entsteht, wenn alle gleichzeitig von der Hauptbühne zur kleinen Bühne und vom Hang runter zu den Essensständen wollen. Für den 2-Minuten-Weg von einer Bühne zur anderen braucht man dann gerne mal eine Viertelstunde – und gute Nerven.
Auf der kleinen Bühne standen derweil Reste von gestern, die deutschen Pop-Rock spielten, vor einem doch sehr überschaubaren Publikum. Die Musik war nett, aber nichts wirklich Besonderes.
Gleichzeitig sammelte sich an der Hauptbühne die Masse für den Hauptact des Tages: Rise Against. Man würde erwarten, dass die letzte Band auf der Hauptbühne der Headliner ist, das war diesmal aber definitiv nicht der Fall. Es schien, als war zu Rise Against JEDER vor der Hauptbühne – und zu Recht! Die vier Chicagoer lieferten eine super Punk-Show, das Publikum war enthusiastisch bei der Sache, und Punk-Kracher und Balladen wurden gleichermaßen abgefeiert. Circle Pits vor der Bühne, erhobene Fäuste, … so muss das aussehen, echt beeindruckend!
Iggy Pop konnte da später dann nicht wirklich mithalten. Vor der Bühne leerte es sich deutlich (eine halbe Stunde nach Konzertbeginn konnte man an der Seite problemlos in die vierte, fünfte Reihe spazieren!), und ein Teil des Publikums wirkte eher verwirrt als begeistert. Und ja, irgendwie nachvollziehbar – denn der gute Herr ist nun wirklich kein Augenschmauß mehr, “die drei Stooges” (laut NoFX) gar keine so unpassende Bezeichnung für seine Band, und die bekannten Lieder (allen voran “The Passenger”) ließ Iggy Pop auch in der Trickkiste. Aber, und das muss man ihm echt lassen – er lieferte eine extremst energievolle und mitreißende Show ab! Eindrucksvoll, und zwar ohne jede Ironie; und genau das feierten die Zuschauer vor der Bühne auch zu Recht.
Als Abschluss des Tages spielten dann auf der kleinen Bühne noch Blumentopf. Das klang extremst vielversprechend – allerdings hat sich ja schon oft gezeigt, dass die kleine Bühne für solche Midnight-Special-Konzerte nicht wirklich geeignet ist. Wenn auch nur ein Teil der Zuschauer von der großen zur kleinen Bühne wechselt, ist es dort so überfüllt, dass es voll und ganz unmöglich ist, sich dort zu bewegen. Ein heilloses Chaos also, was mit meiner Übermüdung nicht wirklich zusammenpasste, sodass ich den Tag – ohne Besuch im Steinbruch – für beendet erklärte.
“Ich glaub, wir haben einen Gitarristen verloren!” – Samstag, 13. August
Der Samstag begann wieder mit dem Emergenza-Finale. Als erste Band waren Emmacosta aus Schweden an der Reihe – netter Alternative-Rock, aber nichts, was einem dauerhaft in Erinnerung bleiben würde. Ähnlich bei den folgenden Kerouac aus Irland, die allerdings deutlich härter zur Sache gingen.
Klimmstein auf der Hauptbühne fuhren dann ganz andere Geschütze auf – nämlich Publikumsbestechung! Sie ließen Freibier ausschenken; denn die Gage muss ja am Gig-Tag noch versoffen werden, und da muss im Zweifelsfalle das Publikum helfen. Musikalisch lieferten sie soliden Rock mit leichten Ska/Reggae-Einschlägen und österreichischen Texten.
Itchy Poopzkid konnten in Folge auf die Publikumsbestechung verzichten. Zwar waren vor der Bühne – wie für die frühe Spielzeit zu erwarten – keine Menschenmasse zu verzeichnen, aber von Lied zu Lied kamen mehr Zuschauer hinzu. Und alle Anwesenden waren sehr enthusiastisch bei der Sache! Sogar der Hang war so aktiv wie sonst nur beim Headliner; bei Tricky sprang der Großteil sogar wirklich auf und machte mit. Und nebenbei betrieben die drei noch ein bisschen Publikumserziehung… Circle Pits sind nämlich nicht immer und bei jedem Lied angebracht. “Wir spielen hier nicht Faules Ei, das ist ein Rockkonzert!” Und bei diesem wurden die Herren Poopzkid abgefeiert – außer, als sie erwähnten, dass sie ja gestern auf dem Open Flair ein sehr schönes Konzert gehabt hätten, was das Taubertal wohl kaum würde toppen können. Das wusste das Publikum aber zu widerlegen; spätestens, als alle geschlossen nur auf dem rechten Bein hüpften, aus Solidarität zum bänderrissgeschwächten Panzer. Und am Ende waren Itchy Poopzkid sich wieder sicher, dass das Taubertal das schönste Festival überhaupt ist. Womit sie definitv Recht haben!
Als Norwegenfan musste ich danach natürlich mal kurz wieder beim Emergenza-Finale vorbeischauen und mir die norwegischen Teilnehmer Envy anschauen. Viel erwartet hatte ich nicht, da HipHop im Allgemeinen nicht mein Ding ist – aber hier wurde ich mehr als positiv überrascht. Zehn Leute auf der Bühne, selbstgemachte Beats, souveräne Show – so passt das doch absolut!
Gleichzeitig spielten auf der Hauptbühne The Locos, die Nachfolgeband von Ska-P. Und die lieferten genau das, was man auch erwartete: mitreißenden Ska-Punk auf Spanisch mit wilder Band und wüsten Verkleidungen. Sehr amüsant, und mit einer Coverversion von Song 2 und einem “Ska-Walzer” konnten sie natürlich noch Extrapunkte sammeln. Das Publikum hatte sichtlich Spaß – im Vergleich zu Talco gestern kam es mir aber so vor, als hätten The Locos weniger Leute vor die Bühne gezogen als Talco.
Die nächste Band auf der Hauptbühne waren zum wiederholten Male die Donots. Ich persönlich finde ihre Konzerte ja sehr wechselhaft – mal liebe ich sie, mal geben sie mir überhaupt nichts. Dieses Konzert war ein klarer Fall von ersterem! Das Gelände war voll, das Publikum wollte feiern, und die Donots mussten nur noch den Anstoß dazu geben; und das taten sie. Wie schon Itchy Poopzkid betonten sie, dass das Taubertal das schönste Festival Deutschlands ist. Und um Publikumsnähe zu beweisen, schickten sie gleich mal einen von ihnen in die Höhle des Löwen. Guido Donot wurde in die Menge geschickt und spielte und sang dort, bis ihm die Pogomeute dann doch zu nahe kam. “Ich glaub, wir haben einen Gitarristen verloren!” Aber nachdem sich das Publikum komplett (und ich MEINE komplett!) hingesetzt hatte, war der Gitarrist wiedergefunden – und so sehr ich Müll-Schmeißereien hasse, es sah schon beeindruckend aus, als alle beim aus der Hocke hochspringen noch Müll in die Luft schmissen. Als das Publikum die von Itchy Poopzkid initiierten “Scheiß Tribüne”-Sprechchöre starteten (mit denen eigentlich der Hang gemeint war), drehten die Donots die Sache um und forderten “Scheiß Bühne”-Sprechchöre. Mal gucken, ob sich das auf Dauer durchsetzen kann…
Den Co-Head des Abends gaben diesmal Bullet for my Valentine. Ich liebe ihre Musik, live konnten sie mich diesmal aber nicht überzeugen. Es war klar ersichtlich, dass nur ein Teil des Publikums mit ihnen etwas anfangen konnte; dementsprechend war die Stimmung auch nicht allzu überwältigend. Dazu kam ein (vermutlich absichtlich) “schlechter” Sound, bei dem man den Gesang kaum hören, geschweige denn verstehen konnte. Schade! Im Laufe des Konzertes besserte sich die Stimmung im Publikum aber deutlich, und so wurden dann am Ende doch noch Zugaben gefordert – obwohl es lange dauerte und eigentlich erst mit einem White-Stripes-Chor so richtig in Gang kam. Ein irgendwie durchwachsener Auftritt, fand ich; wobei ich aber auch in gewisser Weise vorbelastet bin, da ich zurzeit doch ein wenig schlucken muss, wenn ich “Scream Aim Fire” höre… zuletzt hab ich das nämlich live am Tag nach dem Amoklauf in Norwegen gehört.
Hätte ich gewusst, dass BfmV überpünktlich (sprich, fünf Minuten zu früh) aufhören, hätte ich mir vorab keine Gedanken machen müssen, ob ich nun das Ende von Bullet oder lieber den Anfang von Disco Ensemble verpassen will. Die Entscheidung fiel natürlich auf “Disco Ensemble muss ich komplett sehen!”, und das passte auch genau. Wie bei Disco Ensemble üblich, ging es im Publikum vom ersten Takt an rund, und zwar so enthusiastisch, dass die Band am Ende des Konzertes komplett geflasht war. Es war zwar offensichtlich, dass nur die Zuschauer vorne Disco Ensemble kannten, aber alle anderen waren innerhalb weniger Stücke zu Fans konvertiert. Da konnten auch die doch sehr… hmm, nennen wir sie “interessanten” Ansagen von Frontmann Miikka nichts dran ändern. “You look really healthy, especially in the back!” – “There are lots of canyons around here; we are surrounded by canyons!” – “After the concert, we’ll drink from the river, and next time there is no river!” Äh ja, kann dem mal jemand das Mikro wegnehmen? Natürlich nur ZWISCHEN den Liedern!
Headliner des Abends waren Pendulum, auch wenn es auf dem Papier ähnlich zu Freitag eher so aussah, als wäre der Co-Head der wahre Headliner. Bei Pendulum lauerte eine Überraschung – obwohl kaum jemand die Band zu kennen schien, waren alle (und zwar wirklich ALLE!) innerhalb von Minuten hin und weg. Die Amerikaner zogen das Publikum mit ihrem Elektro-Hardcore-Punk (oder so ähnlich) komplett in den Bann, und egal ob vorne oder hinten, das Publikum war am Tanzen. Mittendrin wurden Bengalos im Publikum gezündet – mag schön anzuschauen sein, ist aber einfach gefährlich. Aber Pendulum riefen ja auch mehr als einmal dazu auf, jetzt das Chaos ausbrechen zu lassen. Das passierte zum Glück nicht, aber jeder einzelne Festivalbesucher konnte bei Pendulum voll und ganz die Sau rauslassen. Und dabei einen Heidenspaß haben, auch ohne Band oder Lieder zu kennen!
Auch heute gab es wieder ein Midnight-Special an der kleinen Bühne. Allerdings scheinen Johnossi unbekannter oder uninteressanter zu sein als Blumentopf, denn diesmal war der Weg zur Sounds-for-Nature-Bühne zwar auch beschwerlich, aber man kam immerhin durch. Es war also deutlich weniger los als bei Blumentopf am Vortag – aber die Anwesenden genossen den Auftritt und hatten sichtlich Spaß. Ob das auf Gegenseitigkeit beruht, ist bei Johnossi ja gerne mal ein wenig schwierig zu sagen; als Anzeichen kann man vielleicht sehen, dass die beiden ohne Zugabe die Bühne verließen – was aber auch eigentlich typischer Johnossi-Stil ist.
Auf K.I.Z. im Steinbruch verzichtete ich danach… die hatte ich ja schon beim Serengeti-Festival gesehen, und auch wenn ich mir sicher bin, dass sie in der richtigen Stimmung (und der Steinbruch verspricht eigentlich beste Stimmung) richtig Laune machen können, war das den Weg den Berg hoch nicht wert.
“Da ist ein Planschbecken!” – Sonntag, 14. August
Nachdem die ersten beiden Festivaltage größtenteils trocken und teilweise sogar richtig schön sonnig waren, machte der Sonntag seinem Namen alle Ehre – die Sonne knallte. Wunderbar, so muss Festivalwetter aussehen! Und da die Temperaturen mich verhältnismäßig früh dazu veranlassten, die Nacht für beendet zu erklären, reichte die Zeit sogar noch für den obligatorischen Schneeballen-Kauf-Ausflug in die Stadt. Dabei überlegte ich kurz, ob das nicht noch DIE Marketingidee fürs Festival wäre – ein Schneeballenstand unten im Tal direkt am Festival! Andererseits hat es ja auch Vorteile, wenn man die Kalorien schon auf dem steilen Weg in die Stadt abtrainiert, bevor man die Schneeballen überhaupt erst kauft. 😉
Wie schon die ersten beiden Tage begann auch der Festival-Sonntag mit den Emergenza-Bands, bevor dann auf der Hauptbühne Jupiter Jones an der Reihe waren. Für die erste Band des Tages füllte sich das Gelände recht gut – wenn auch die Verteilung des Publikums wetterbedingt ein wenig ungewöhnlich war: Der Hang war voll, vor der Bühne eine Handvoll Leutchen, und quadratisch angeordnet neben dem Mischpult auch noch ein Pulk (da war nämlich Schatten!). Jupiter Jones spielten ein solides Konzert, wobei ich gestehen muss, dass ich mit ihrer Musik nicht viel anfangen kann. Sie erinnern mich stark an Kettcar, und auch die zünden bei mir leider so gar nicht. Aber es muss ja nicht jeder alles mögen.
Die nächste Band auf der Hauptbühne sagte mir dann umso mehr zu: Die Ohrbooten aus Berlin brachten im wunderschönen Sommerwetter mit ihrem Reggae/Trip Hop die Menge vor der Bühne zum Tanzen und den Hang zum Chillen. Vor der Bühne wurden die Lieder lauthals mitgesungen, aber man musste nichts kennen, um den Auftritt zu genießen. Ich persönlich hatte die Ohrbooten vor einem Monat zum ersten Mal gesehen und erkannte die meisten Lieder wieder – immer ein gutes Zeichen! Am Ende forderte das Publikum lautstark “Autobahn”, und der Sänger antwortete mit einem “So ein Zufall, genau das Lied wollten wir jetzt gerade… oh, es wird dunkel!” Und ganz genau – es hatte sich während des Auftritts ziemlich zugezogen, und pünktlich zum letzten Lied fing es an zu schütten. Und zwar wirklich zu schütten! Dabei soll man bei Festivals doch nicht duschen… 😉 Die Ohrbooten spielten natürlich trotzdem zu Ende, und der Großteil des Publikums hielt tapfer durch – wer nicht schon vorab geflüchtet war, für den war es jetzt sowieso zu spät. Eine Zugabe wurde von den Ohrbooten aber seltsamerweise nicht gefordert…
Die Emergenza-Teilnehmer taten mir daraufhin extremst leid, denn just zum Zeitpunkt des Wolkenbruchs lief die Siegerehrung. Dementsprechend wird wohl wenig Publikum zur Verkündung und zu den anschließenden Auftritten der Siegerbands vor Ort gewesen sein – sicher sagen kann ich es nicht, da ich mich erst mal auf den Weg zum Auto machte, um die klatschnassen Klamotten gegen trockene zu tauschen. Laut Emergenza-Webseite haben die Norweger Envy gewonnen – da sag ich doch: gratulerer! Ein absolut verdienter Gewinner.
Zum Glück klarte das Wetter nach dem Schauer wieder auf – das Gelände stand natürlich ziemlich unter Wasser, aber mit Gummistiefeln bewaffnet konnte der Festivalabend weitergehen. Eröffnet wurde der Festivalteil “nach der Sintflut” von The Subways. Die Sonne kam wieder raus, aber dennoch war der Wolkenbruch für die Subways sehr schade. Denn dieses Konzert mit einem prall gefüllten Festivalgelände und einem vollbesetzten Hang wäre das Konzert des Festivals geworden – so was es “nur” ein sehr gutes und energievolles Konzert. Das Publikum tanzte in den Pfützen, und ein Zuschauer hatte ein Planschbecken dabei, das später auf der Bühne und dann mitsamt Sänger Billy auf den Armen des Publikums landete.
Wechsel zur Sounds-for-Nature-Bühne, wo Wirtz auf dem Programm stand. Wirtz ist bislang völlig an mir vorbeigegangen, was sicher auch mit an der Vergangenheit liegt. Dennoch hat mich dieser Auftritt voll und ganz begeistert. Daniel Wirtz kam sehr sympathisch rüber, man hat ihm jede Ansage zu 100% abgenommen, und musikalisch sowie textlich war der Auftritt sowieso top. Allzu viele Zuschauer hatten sich nicht an die kleine Bühne verirrt, aber die Anwesenden machten mit ihrem engagierten Mitsingen und Mit”leben” die Masse absolut wett.
Nun waren die Dropkick Murphys an der Reihe. Die habe ich schon mehrfach bei Festivals gesehen, und wie gewohnt machten sie auch beim Taubertal richtig Stimmung. Wobei man zum Tanzen teilweise schon hart im Nehmen sein musste; denn das Gelände stand nach wie vor unter Wasser. Und ich muss gestehen, ich konnte mich kaum aufs Konzert konzentrieren und daher hier nicht wirklich viel berichten; denn ich stand am Hang. Und der Hang war wirklich… spannend. Vom Regen völlig aufgeweicht war er (wie aus den letzten Jahren gewohnt) eine einzige Rutschbahn, und es war fast unmöglich, nach oben zu kommen. Und jede kleinste Gewichtsverlagerung konnte dazu führen, dass man – für alle anderen ohne jeden ersichtlichen Grund – einfach umfiel. Aber alle nahmen es mit so viel Humor, Leute wurden hochgezogen, angefeuert, festgehalten… wunderbar. Was wäre das Taubertal ohne (unfreiwilliges oder freiwilliges) Schlammrutschen am Hang?
Endspurt auf der Sounds-for-Nature-Bühne: Als vorletzte Band dort (den letzten Act, Frank Turner, habe ich leider nicht mehr mitbekommen) waren La Vela Puerca gebucht. Wie gewohnt brachten sie mit ihrem Ska die Masse zum Tanzen! Interessant fand ich, dass sie die Setlist bezogen auf ihren Auftritt beim Mini-Rock letztes Wochenende umgestellt hatten – dort hatte ich noch zu bemängeln, dass das Konzert mit vielen neuen Lieder anfing. Das war diesmal nicht so; nach dem Eröffnungslied bekamen wir gleich “bekannte Kost”. Super! Und dennoch – so ungern ich von Bands fordere, dass nur die alten Kamellen gespielt werden “dürfen” – in der Mitte des Konzerts folgten dann einige unbekannte Stücke, was die Stimmung ein wenig dämpfte. Aber so war es auf jeden Fall besser als beim Mini-Rock. Und überhaupt: Das Publikum tanzte von Anfang bis Ende, die Kritik ist also sowieso nicht wirklich angebracht.
Klare Headliner des Sonntags waren natürlich Die Fantastischen Vier. Sie haben schon mehrfach beim Taubertal gespielt – dass allerdings Thomas D sich sicher war, dass der Hügel doch auf der anderen Seite wäre, war ein wenig verwunderlich. Zuletzt waren sie 2008 da, da stand die Bühne schon dort, wo sie jetzt auch steht (und auch der Hang hat sich in der Zwischenzeit nicht bewegt ;)). Irgendwie fanden die Fantas es ja “schade, dass es nicht regnet” – das sah das Publikum aber anders. Sonst waren Band und Publikum sich aber voll und ganz darin einig, das Konzert zum perfekten Abschluss für ein tolles Festival werden zu lassen. Zwar waren offenbar schon einige Besucher abgereist, aber die verbliebenen genossen den Auftritt der Fantastischen Vier voll und ganz.
Auch für mich ging es danach nach Hause – völlig übermüdet, schlammig und glücklich bleibt für mich nur zu sagen: Danke Taubertal – bis nächstes Jahr!