Die WWE war mal wieder in Deutschland, und ich… sollte wohl ein wenig ausholen, denn sonst wird sich dieser Bericht vermutlich ganz schön wunderlich anhören. Ich habe die WWE – oder genauer gesagt die WWF – bisher zweimal live gesehen: 1994 in Frankfurt und 1999 in Texas. Das ist also schon “ein wenig” her… Mittendrin habe ich mich jahrelang überhaupt nicht mehr für Wrestling interessiert und bin erst Anfang dieses Jahres wieder “eingestiegen”. Und jetzt war die WWE also in Mannheim – und nu ja, wenn es sich anbietet, dann guckt man sich das doch mal wieder an!
Mittlerweile bin ich “Konzertjunkie” und große Veranstaltungshallen gewöhnt – 1994 war ich zum allerersten Mal in so einer großen Halle und fand sie gigantisch. Die SAP-Arena im Vergleich dazu fand ich jetzt doch eher… familiär. Keine Ahnung, ob ich da falsche Maßstäbe ansetze (durchaus möglich), aber obwohl ich ziemlich weit oben saß, kam mir das sehr viel näher vor als “damals”. Ausverkauft war es nicht, aber schon einigermaßen gut gefüllt, nur die Oberränge waren eher spärlich besetzt. Die Reaktionen des Publikums fand ich durchaus eindrucksvoll – auch da kann ich leider nicht einschätzen, ob das verhältnismäßig laut oder leise war, aber da ich Wrestling mittlerweile doch eher mit einem Grinsen im Gesicht verfolge und nicht (mehr) wirklich ernstnehmen kann, fand ich es echt klasse, wie das Publikum insgesamt mitgegangen ist. Und im Gegensatz zu einem Konzert kriegt man bei einer Wrestlingveranstaltung ja auch viel mehr davon mit, was das Publikum so macht – ohne laute Musik nebenbei.
Vorher hatte ich mich gefragt, wie wohl der “gemeine Wrestlingfan” heutzutage so aussieht. Das frage ich mich immer noch – denn das Publikum war total gemischt. Von fünf bis fünzig alles dabei, Männlein wie Weiblein, logischerweise recht viele Amis.
Los ging’s um Punkt sieben mit MVP gegen Tyler Reks – für mich eher eine uninteressante Begegnung. Mit den beiden kann ich nicht wirklich etwas anfangen, und so konnte ich zuerst mal die Atmosphäre analysieren. Zu Beginn hatte ich bei den MVP-Chants ja noch das Gefühl, dass die von WWE-Seite aus gestartet wurden, so “Anklatscher”-mäßig – aber dafür war’s dann später doch teilweise zu ruhig, und es kamen immer von den verschiedensten Leuten Initiativen. Aber allein die Tatsache, wie wirklich jede Aktion von MVP bejubelt, alles von Reks dagegen ausgebuht wurde… Wie im Fernsehen, nur lauter! Ich muss allerdings sagen, dass ich das Ganze zwar amüsant und lustig fand, aber doch ein wenig nachdenklich wurde, wie denn der Abend insgesamt verlaufen würde – denn insgesamt wirkte mir alles doch zu sehr nach Theater. Im Fernsehen ist es einfach echter – bzw. der “Echtheitsdetektor” ist sowieso runtergeschraubt, weil es ja eben Fernsehen ist.
Weiter ging’s mit Drew McIntyre vs. Finlay. Fin-wer? Hrmpf, da meldeten sich meine zehn Jahre WWE/WWF-Pause – oh, oder wohl doch eher mein damaliger WCW-Boykott, verrät mir Wikipedia. Jedenfalls schien er beliebt zu sein, und das Match war nett, wenn auch das Ende ein wenig verwirrend war, wenn man nicht wusste, was da auf einmal für ein Ding im Ring rumlag.
Aber da ich ja sowieso seit meinem “Wiedereinstieg” fast ausschließlich RAW sehe und SmackDown eher marginal verfolge, war mir durchaus bewusst, dass ich einige der Athleten gar nicht kennen würde. Beim nächsten Match war das aber kein Problem – denn da ging es four-way um den Intercontinental-Title: Kaval, Cody Rhodes, Kofi Kingston und Dolph Ziggler. Ein Match mit wenig Spannung (da ja klar war, dass Ziggler seinen Titel verteidigen würde), aber sehr nett anzuschauen. Das war dann auch langsam der Zeitpunkt, wo ich ein bisschen vom “Theater-Feeling” wegkam und das Geschehen im Ring einigermaßen ernstnehmen konnte.
Danach kam dann aber das erwartete Match mit den großen Fragezeichen. Chris Masters gegen Chavo Guerrero. Hinter mir sind bei der Ankündigung von Masters einige komplett ausgeflippt, und Guerrero wurde ordentlich ausgebuht, es ging also wohl (zum Glück) nur mir so, dass ich keinen der beiden kannte. =;-)
Im Anschluss wurde ein 6-Mann-Tag-Team-Match angekündigt. Häh – sechs Mann? Die werden doch nicht Bret Hart in den Ring stellen…? Aber zuerst wurden The Nexus angekündigt – und als Justin Gabriel, David Otunga und Husky Harris herauskamen, stand die Halle zum ersten Mal so richtig Kopf. Wobei sich das Publikum offensichtlich nicht zwischen Buhen und Jubeln entscheiden konnte… Und dann ihre Gegner: Die Hart Dynasty und Hall of Famer Bret Hart! Oha… sie tun es also doch? Hmm. Also, 1994 war Bret Hart DER Grund, warum ich das unbedingt live sehen musste, und eines der wenigen Bilder, die mir von damals noch im Kopf sind, ist sein Einzug. Diesmal fand ich es doch eher unbeeindruckend. Der Jubel war nicht größer als beim Nexus (nur positiver natürlich), und nu ja – es tut schon ein wenig weh, ihn langsam zum Ring wackeln zu sehen. Irgendwie war ich froh, weit weg zu sitzen und ihn nur aus der Ferne zu sehen, denn Legenden soll man nicht zerstören. Vor allem nicht, wenn sie sich selbst zerstören. =:-( Aber genug geunkt – das Match war gut, Brets Aktionen passten, und natürlich gewann Bret mit dem Sharpshooter. Schon wieder ein total überraschendes Ende… Etwas irritierend waren nur die mehrfach aufkommenden “Ausziehen!”-Rufe. Die sich bei genauerem Hinhören als “Husky”-Rufe entpuppten. Ups, ich bin wohl doch ein wenig an Konzerte und Konzertpublikum gewöhnt. =;-)
Ohne irgendeine Ankündigung ging es danach in die Pause – das fand ich seltsam, zumal die Pause dann auch genauso plötzlich wieder zu Ende war. Wer noch draußen stand, hat aber nicht wirklich etwas verpasst… Zuerst wurden Spieler der Mannheimer Adler in den Ring geholt, die dann blöd rumstanden, während Kelly Kelly und Layla sich einen Tanzwettbewerb lieferten. Aha. Die Stimmung war total auf dem Siedepunkt (das ist doch der Punkt, bei dem Wasser gefriert, oder?). Kelly durfte dann als Special Referee im Ring bleiben, und Layla trat gegen Natalya an. Und als es eigentlich vorbei war, gab’s trotzdem noch eine kleine Schlägerei nachgeliefert, weil die Damen wohl nicht aus dem Ring wollten oder so. Nun ja. Wie man vermutlich merkt, bin ich totaler Fan des Damen-Wrestlings. *hüstel*
Aber dieser Fehltritt war dann schnell vergessen, denn es folgte das Match des Abends. Nicht unbedingt wrestlerisch, aber… das war Comedy pur. Und zwar in schöner Art und Weise, es war echt amüsant. Entertainment halt! Ein Tag-Team-Match: Auf der einen Seite Alberto del Rio und Jack Swagger (dazu sollte ich vermutlich noch sagen, dass ich von seinem Begleitvogel bisher nur gelesen und ihn nie gesehen habe – aber hey, das ist ja wohl total DaDa *rofl*), auf der anderen Edge (mit dem wohl lautesten Empfang des ganzen Abends!) und Rey Mysterio. Das Match war irgendwie nebensächlich, aber die ganze Stimmung und Show…: Der Vogel. Edge, der sich vor Beginn den Schal von del Rio schnappte und damit rumspielte. Die sich ständig abwechselnden “Spear”- und “619”-Chants, egal in welcher Situation (besonders amüsant z.B., als Mysterio mutterseelenallein und gegnerlos im Ring stand und lauthals ein 619 gefordert wurde – na, dann mach mal! *lol*). Und klar, natürlich gab es am Ende sowohl 619 als auch Spear. Und weil einmal nicht reicht, musste der Vogel auch noch dran glauben. Hach ja. Doch, es war unterhaltsam, so blöd es auch – im Nachhinein betrachtet – klingen mag.
Nach dem Match ergriff Mysterio kurz das Wort, um an den Todestag von Eddie Guerrero zu erinnern. Dies war die einzige “Promo” am ganzen Abend – das verwunderte mich ein wenig. Eigentlich hätte ich erwartet, dass es da mehr zu hören gibt… Zumal man ja in Berichten immer wieder davon liest, was z.B. Miz in Europa so alles von sich gibt. Aber tja, Miz treibt sich ja in anderen Ländern rum… *grmbl*
Egal. In Folge wurde das letzte Match angekündigt. An Kane im Mainevent konnte ich mich noch erinnern, aber wer war denn noch als Gegner übrig…? Hmm… Big Show? BIG SHOW??? Die wollen Kane vs. Big Show im Mainevent bringen? Äääh… tja. Wollten sie nicht nur, taten sie auch. Was in meinen Augen den Abend echt abwertete. OK, immerhin haben sie das “Steh-Wrestling” so übertrieben dargestellt, dass man es schon wieder als ironisch und daher irgendwo einfallsreich abtun könnte (Big Show und Kane standen sich bestimmt fünf Minuten lang gegenüber, ohne irgendetwas zu tun), aber nee… ein ordentlicher Mainevent sieht echt anders aus. Nun ja, immerhin durften (bzw. mussten) am Ende so gut wie alle noch mal raus – erst griffen Nexus ein, sodass das Match abgebrochen wurde, dann eilten die Heels Nexus zur Hilfe und dann räumten – total überraschenderweise natürlich *g* – die Faces auf, feierten am Ende mit den Fans und schrieben noch Autogramme.
Abschließend kann ich eigentlich nur sagen: War nett gewesen! =:-) Sicher nichts, was ich ständig brauche, und Fernsehen ist dann doch spannender als echt. (Was ja an sich eine total kranke Aussage ist… aber außer Nexus ganz am Ende gab’s halt echt nichts, was mich auch nur ansatzweise überrascht hätte.) Aber es war schon ein Erlebnis, mal wieder live dabei zu sein – und bis zum nächsten Mal wird’s sicher nicht wieder elfeinhalb Jahre dauern!