Es ist Tradition: Die Ärzte spielen in Berlin in der Wuhlheide, und ich bin dabei! Zum ersten Mal 2001, zusammen mit meinen Saarländern – tagsüber Sightseeing, abends Punkrock-Kindergarten im Enzian, und das zweite Konzert habe ich einfach mal mitgeschrieben. Warum auch nicht. *g* 2004 war ich dann mit einer Freundin in Berlin, die nicht mit zu den Konzerten kam, dafür hab ich auf den Konzerten dann liebe Bekannte getroffen, und das Enzian wurde durch die Milchbar ersetzt. 2008 gab’s gleich zwei Wuhlheide-Wochenenden – das zweite war unspektakulär, aber das erste war das schönste überhaupt. Strahlender Sonnenschein, 30°C, Schlafen im Bungalowdorf quasi direkt neben der Bühne, viele liebe Leute, eine Spartakiade, und auf dem Heimweg dann die Frage, ob man mit einer Goldenen Schallplatte im Handgepäck durch die Flughafen-Sicherheitskontrolle kommt. (Kommt man problemlos. *g*)
Ich erinnere mich noch ganz genau an einen Konzertmoment dieses Wochenendes: Ich stand auf dem Rang, DÄ spielten “Lasse red’n”, FU schrie: “Hände hoch!” Und die ganze Wuhlheide riss die Hände in die Höhe und fing an zu klatschen, es war überwältigend, und mir liefen Freudentränen übers Gesicht bei der Erkenntnis, dass man ja irgendwie ein Teil davon ist, ein kleines Rädchen im Getriebe, und wie wunderschön das ist.
Nun ja. Mittlerweile hat mich das Getriebe überrollt, bei diktatorischen “Hände hoch!”-Befehlen denke ich an Klatschvieh, und ich weiß, dass andere Bands meine Liebe sehr viel mehr verdient haben als die Gurken™ aus Berlin. Und dennoch: Es ist die Wuhle. Es ist Berlin. Und ich werde auch nächstes Mal wieder dabei sein, ganz egal wie wuppe mir die Band bis dahin sein wird.
Wir waren wieder im Bungalowdorf. Viele von damals, ein paar Neue, ein paar Unbekannte, und es war toll. Das Wetter war scheiße, arschkalt, aber immerhin hat es nur am letzten Abend geregnet. Ich war alleine da, aber nie alleine, die Nächte waren lang und laut und feuchtfröhlich (und arschkalt). Und abends ging es in die Wuhle, Treffpunkt vorne links auf der Tribüne, um die Gurken™ anzugucken. Also, eigentlich um sie abzufeiern, aber nein – das hat bei mir nicht so ganz funktioniert. Am ersten Abend war ich mehr als ernüchtert: Das Konzert war nicht schlecht, so kann man es nicht sagen. Aber für die Wuhle? Ich mein, DIE WUHLE?! Die Wuhle war tot. Selbst bei Zu spät waren nicht alle dabei, und auch sonst bei keinem der Lieder. Bei allen neuen Lieder war GAR NICHTS los. Und nein, das lag nicht am Publikum, sondern an der Band. Die wurden einfach nicht richtig warm. Na ja, war ja auch arschkalt… Bezeichnend fand ich dabei, wie sie es am Ende nicht schafften, Zu spät auf die 15 Minuten zu strecken, die sie noch übrig hatten. Der Grund dafür war nämlich, dass – gleich zu Beginn der Improvisiererei – Bela und Farin sich gegenseitig ins Wort fielen, beide danach den Kopf einzogen à la “oh je, jetzt isser sauer” und danach einfach nicht mehr reinkamen. Und so waren sie dann 10 Minuten zu früh fertig.
Am nächsten Abend war es besser – sowohl von dem, was die Band ablieferte, als auch von meiner Stimmung. Wobei letzteres durchaus auch am Pegel gelegen haben könnte, ähem. =;-) Aber auch objektiv betrachtet wirkte das Konzert flüssiger. Das Strecken am Ende ging aber wieder genauso schief – nicht ganz so offensichtlich diesmal, und dafür gab es dann noch ein zusätzliches Lied zum Zeitschinden, aber auch hier merkte man wieder, dass es einfach nicht rundlief. Ich hab (zumindest in der Wuhlheide) vorher noch nie bemerkt, dass der Zeitdruck und der strikte Curfew die Konzerte beeinträchtigt.
Der letzte Abend war dann völlig verregnet und dementsprechend nicht nur arschkalt sondern auch noch klatschnass. Dennoch, ich empfand das Konzert eigentlich als das beste der drei – und ja, auch das “Zu spät”-Problem konnten sie diesmal lösen, indem sie einfach gar nicht probiert haben, das Lied durch Improvisationen zu strecken. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung! Dennoch gab’s für mich die klare Erkenntnis: “Manchmal ist es Zeit weiterzugehen…” Doch, auch diese eine Liebe geht zu Ende, und obwohl das Konzert eigentlich toll war, war ich mit den Gedanken ständig woanders, und mich hat es eigentlich nicht wirklich interessiert. Schade, aber so ist es nun mal. Und es tut erstaunlich wenig weh…
So, aber nach so viel Rumphilosophiererei jetzt doch noch ganz kurz und knapp ein paar Details, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Es sind für drei Konzerte sehr sehr wenige, das liegt aber einfach daran, dass ich vor lauter Bungalowdorf nicht dazu kam, mir Notizen zu machen. Und so ein Gehirn funktioniert ja auch nicht so gut, wenn’s arschkalt ist. =;-)
- Es gab zwar nicht so viele La Olas wie früher, aber ein paar dann schon – sehr eindrucksvoll fand ich ja die Zeitlupen-La-Ola. Die Aufsteh-La-Ola hingegen war doch eher unspektakulär.
- Am letzten Tag war das Publikum bunt wie nie, durch die ganzen Regenklamotten. Sah lustig aus. Warum Rod das Publikum ständig (an allen Tagen) als Königspinguine bezeichnete, wurde mir aber nicht ganz klar.
- Die Setlist enthielt ein paar kleine Überraschungen, aber nichts wirklich Spektakuläres. Zitroneneis wurde am ersten Abend an- und am zweiten Abend komplett gespielt, Popstar hatte ich auf dieser Tour noch nicht zu hören bekommen, Revolution auch nicht, Geh mit mir war auch eine nette Überraschung. Es gab aber nichts, was einen umgehauen hätte, weil man es so gar nicht erwartet hätte.
- Immer noch grausam: Waldspaziergang mit Folgen. Die Choreo mit T-Shirts in der Luft rumwirbeln mag nett aussehen, der Gesang tut aber simpel und einfach weh.
- Und M+F ist nicht viel besser – warum spielt Farin den Anfang ganz alleine?! Das klingt furchtbar dünn. Und außerdem noch falsch. Nee, das funktioniert einfach nicht.
- Der Vier-Töne-Test ist übrigens von Hurt geklaut. Äh ja. Und natürlich ist Hurt von Johnny Cash, schon klar.
- Gott ist Berliner! Zumindest, wenn Bela gerade nicht auf der Bühne zu sehen ist, aber trotzdem ins Mikro spricht und sich als Gott ausgibt. *g*
- Bei Tittenmaus übernahm Bela die Gitarre, Farin den Bass und Rod das Schlagzeug. Wo Rod dann natürlich auch das Publikum beglückte und Sticks schmiss. Das wurde Bela aber schnell zu bunt: “Hey, das sind meine Stöckchen!!”
- Am letzten Abend spielten die Hosen parallel bei Rock am Ring – und nachdem auch an den anderen Tagen schon einige Hosen-Sprüche vor Schrei nach Liebe fielen, spekulierte Bela, ob DTH wohl gerade dasselbe Lied spielen würden wie DÄ.
- Viele Sprüche gingen komplett unter, weil sie irgendwo zwischen Bühne und Publikum verloren gingen. So machte Farin z.B. irgendwann eine Anspielung darauf, dass es am Sonntag ja das ganze Konzert über nicht dunkel sein würde. Aber das schien kaum jemand im Publikum mitzubekommen, und ähnliche Sachen gab es mehrfach. Keine Ahnung, ob das an Band oder Publikum lag, und ob es sowas früher nicht gab oder ob es mich nur nicht gestört hat…
- Bei Dinge von denen kamen FU und Bela einmal als Waldorf & Statler raus, einmal als Nonne und Priester. Letzteres hatten sie ja bei Rock im Park schon mal gemacht, das fand ich also nicht allzu kreativ (auch wenn’s gut aussah), ersteres könnte man seeeeehr gut als Selbstironie auslegen… *hüstel*
- Mehrfach wurden bei den Konzerten Bengalos gezündet – woraufhin Bela einmal anmerkte, dass das Konzert jetzt wohl wiederholt werden müsse. Aber ohne Publikum natürlich. Geisterkonzert. *lol*
Wie gesagt, nur ein paar Kleinigkeiten, aber wofür gibt’s Mitschnitte… *g*
Und das Fazit des Wochenendes: Es war toll! Die Wuhle ist toll, das Bungalowdorf ist toll, die Leute sind toll. Die Gurken™ sind mir wuppe. Ich werde mir sicher noch die Konzerte, für die ich Karten habe, ansehen, aber bei der nächsten Tour (so es eine geben wird) werde ich die Anzahl der Konzerte wohl drastisch reduzieren. Die Wuhle wird aber ganz sicher wieder dabei sein! Und zwar bitte wieder im Bungalowdorf mit denselben Leuten. Und besserem Wetter – erwähnte ich schon, dass es arschkalt war? =;-)