Rock im Park also… Da ich ja grundsätzlich eher ein Festivalhasser bin und mir sowas überhaupt auch viel zu teuer ist, hab ich lang überlegt, ob ich hinsoll. Da mir aber letztes Jahr die Atmosphäre gut gefallen hat und außerdem nicht nur die Ärzte, sondern auch noch Disco Ensemble und Tele spielen sollten (ja, ich weiß, mein Musikgeschmack IST sehr seltsam und in sich nicht kompatibel), gab ich mir dann doch den Ruck und kaufte meine Karte.
Da ich aber erst freitags anreisen konnte, wurde das Parken eine ganz schön komplizierte Sache. Zwar hüpften mir diesmal keine halbnackten Männer durch’s Auto wie letztes Jahr, aber dafür waren natürlich alle Parkplätze in der Nähe des Geländes belegt. Die weiter entfernten wurden zwar von Shuttles angefahren, aber nur bis Freitag Abend um zehn und dann ab Sonntag wieder. Äh – hallo? Vielleicht möchte ich auch mittendrin nochmal an mein Auto? Oder vielleicht sogar darin schlafen? Aber nein, darauf wurde ich auch von den extremst unfreundlichen Ordnern am Parkplatz schroff hingewiesen, “Wildcampen” ist ja eh verboten. Aha, im Auto schlafen ist also neuerdings wildcampen… Nu ja, dann halt nicht, in der Nähe von solchen Idioten wollte ich eh nicht übernachten, also eben noch eine Runde ums Festivalgelände. Und nachdem ich auch mit einem Schlafplatz mitten im Wohngebiet oder auf dem Mittelstreifen nicht wirklich glücklich war, winkte mich dann eine der äußerst netten Ordner der nahegelegenen Parkplätze (die Ordner dort waren im Gegensatz zu den anderen wirklich sehr freundlich und hilfsbereit!) mit einem “danke, daß Du’s versucht hast!” doch noch rein. Wow, selber danke, aber sowas von!
Nach anderthalb Stunden Parkplatzsuche stand ich also schön schattig und geschützt auf einem der Hauptpark- und Campingplätze. Kann mich auch absolut nicht beschweren, und da ich sonntags abends schon gefahren bin, blieben mir auch jegliche Randale erspart.
Dann aber nichts wie los aufs Gelände – schließlich wollte ich ja schon viel früher da sein. Die Kontrollen waren quasi nicht existent (da hätte ich mir meine tolle “der MD-Player ist ‘ne Regenjacke”-Tarnung ja sparen können… *grmbl*), und pünktlich zum Betreten des Geländes machte es Pflatsch und ich war patschnass. Nein. “Fing es an zu regnen” wäre keine bessere Formulierung gewesen. Es war nämlich wirklich nur ein kurzer, dafür aber umso kräftigerer Schutt.
Aber nu ja, da sollten ja auch die Ärzte spielen. Hatte ich was anderes erwartet? Nöö. Also, schnell Richtung Hauptbühne (ohne zu wissen, wo sie ist natürlich, aber man hat ja Instinkte), dort Manu getroffen und auf nach vorne in den Wellenbrecher. Das Einlaßsystem hatte irgendwie was. *lol* Eine weiße Linie auf dem Boden, die niemand übertreten darf, und ein Security, der hin und wieder mal rundgeht und einzelne Leute anstubst, die dann nach vorne dürfen. Seeeeehr seltsam. Aber bei Korn funktionierte das! Nach dem, was ich so gehört hab, war das wohl die Ausnahme. Aber ich fand’s lustig, und pünktlich nach Korn kamen wir nach vorne. Mehr wollte ich doch auch gar nicht.
Wir suchten uns also einen schönen Platz mittig im ersten Wellenbrecher, ohne allzu viel Gedränge, aber mit guter Sicht. Ohne Intro kamen die Herren auf die Bühne und liefen auf der anderen Seite wieder runter… äh, moment! Aber fleißige “Zugabe, Zugabe”-Rufe brachten sie dann doch dazu, noch ein bißchen zu bleiben. *gg*
Tja, allerdings fällt es mir gerade ein bißchen schwer, einen “normalen” Ärztekonzertbericht zu schreiben. Das kommt davon, wenn man die Woche nach dem Auftritt damit verbringt, miese Mitschnitte anzuhören, um die Sprüche rauszuschreiben, umzuformulieren und zusammenzukürzen… *seufz*
Aber mal sehen, was ich hinkriege. Es hat riesigen Spaß gemacht, die Nulpen nochmal auf der Bühne zu sehen, und im Gegensatz zum Southside 2005 war das ein richtig guter Festivalauftritt. Die Setlist hat gestimmt (auch wenn ich es sehr traurig fand, daß sich außer mir keiner gerührt hat, als Farin Erna P. (!!) anstimmte), die Sprüche waren größtenteils echt gut (los ging es gleich mit “Gestatten, Headliner der Name!” und ich lag am Boden *g*), und geprobt hatten sie auch. Hat aber nix genützt. Die Hälfte der Lieder ging schief, weil sie gerade die nicht geprobt hatten (“hey, tausendmal gespielt, brauchen wir nicht proben…”). Und die andere Hälfte ging auch schief. =;-) Am besten fand ja ein völlig schief (aber dreistimmig schief!) gesungenes “Aaaaaah” – gefolgt von “schau mich an, ich bin der Mann, der alles kann”. Ja, vor allem falsch singen. *rofl*
Rod hatte mal wieder die Hammersprüche (auch wenn er nicht so besoffen wirkte wie Gerüchten zufolge am Ring *g*). Bei “Zur Spannung auch noch Gänsehaut” lachte sich Farin schief, aber ich fand ja eher seinen Einwurf lustig, als Farin zum “stumpfen Mitklatschen!” aufrief – “Aber mit Gefühl!” *rofl*
Bei Dinge von denen kamen sie dann als Nonne und Priester, Rod konnte nicht weiterspielen, und leider leider ging ihnen dann auch bald die Zeit aus… Farin: “Wir haben noch 4 Lieder und 5 Minuten!” – Bela: “Schaffen wir…” Und dann gab’s Westerland in Überschallgeschwindigkeit… *lol* Na ja, bis zur zweiten Strophe, wo Farin den Refrain sang, obwohl er noch nicht dran war, und nu ja… sie mußten doch tatsächlich Westerland abbrechen. Die Wiederholung gab’s dann in normalem Tempo. Dann noch ohne jede Diskussion und sogar ohne Aufforderung (!) Elke – das hätte ich nu ja wirklich nicht erwartet. Aber okay. Und für Zu Spät war leider keine Zeit mehr… das mußten wir dann selbst singen. OK, besser als nichts. Und hach, ich hatte ja soooo ein Grinsen im Gesicht danach. Irgendwie mag ich sie doch immer noch…
(By the way – Sie waren gerade Zeuge der Untertreibung des Jahrhunderts…)
Nach Wasser rein und Wasser raus ging’s dann eilig rüber zur Alternastage. Die Wegführung war absolut miserabel, die Wege waren für diese Menschenmengen einfach nicht ausgelegt. Ein vielleicht fünf Meter breiter Ein- und Ausgang für 600000 Menschen?!? Nun ja, auf dem Hinweg ging es noch, auf dem Rückweg jedoch (oder war es am zweiten Abend? Keine Ahnung) war die Situation kurz vor einer Massenpanik. Zum Glück nur kurz davor. Securities waren jedenfalls nirgendwo zu sehen.
Die Helden konnten mich dann leider nicht begeistern. Das lag aber nicht an ihnen, sondern daran, daß wir ewig weit weg standen und die Leute um uns rum mal wieder alles andere zu tun hatten, als sich für das Konzert zu interessieren. Festival halt… Also nach dem Konzert schnell zurück zum Auto und durchgepennt bis mittags. Ich glaube, ich krieg in letzter Zeit zuwenig Schlaf, wenn ich schon im Auto gut schlafe. =;-)
Am nächsten Tag ging’s dann erstmal zum Ärzte-Fantreffen. Zwar klein und kurz, aber trotzdem nett. Und allen Leuten ohne Vorwarnung ein Mikro vor die Fresse halten war auch lustig. *gg*
Danach dann schnell zu den Hives – vorbei an Gogol Bordello, wo ich ja nur zu gerne mal kurz reingehört hätte, das klang echt klasse… aber egal, beim Sziget dann! Die Hives enttäuschten mich komplett, was aber wohl weniger an ihnen lag als vielmehr daran, daß mich nun endgültig der Festivalblues einholte. Was ist denn bitte so toll daran, 500 Meter von der Bühne weg zu stehen, nichts zu sehen, keine Stimmung mitzukriegen, und nebenbei noch von irgendwelche Idioten die Hacke gegen den Knöchel zu kriegen?!? Boah, das war echt überhaupt gar nichts, und ich nur noch mies drauf. Schade. Aber die Hives seh ich ja auch beim Sziget nochmal, zum Glück. Billy Talent verbrachten wir dann sitzenderweise noch weiter weg von der Bühne, das war dann wieder erträglich. Da _wollte_ ich dann nämlich auch gar nicht unbedingt was sehen.
Danach machten wir uns dann auf die Suche nach der Clubstage. Letztes Jahr war die ja im Zelt, und ich hab mich sofort verliebt. Das war MEINE Bühne. Diesmal war sie in einer Halle. Man kam rein, und es fielen einem erstmal die Ohren ab, so laut war es. Und DANN hab ich mich verliebt. Meine, meine, meine! Hach ja, “Club”stage trifft es einfach. Schön klein und gerade mal 100 Leutchen vorne dran. SO müssen Konzerte sein! Na ja, ein bißchen leiser wär auch okay gewesen, aber hey, ich will nicht meckern. Leider waren Smoke Blow so gut wie fertig, aber meine Laune ging von 0 auf 100. Und genau HIER sollte ich heute abend noch Disco Ensemble sehen! =:-)
Zuerst ging’s aber nochmal rüber zur Alternastage und Jan Delay. Und während ich ja mit Seeed live so absolut überhaupt gar nichts anfangen kann – Jan Delay war klasse. Ich hab nur die ersten paar Lieder gehört, aber ich wäre gerne geblieben. Und ich hoffe, daß die Gerüchte von ihm beim Sziget stimmen. Den will ich echt mal richtig live sehen! Aber ich mußte ja schnell zurück ins Zelt… äh, in die Halle, um mir einen guten Platz für Disco Ensemble zu sichern!
Schaffte ich auch mit ein bißchen Glück. Erste Reihe, und das auch noch neben Leuten, die die Musik kannten und ordentlich Stimmung machten. Yeah! Und hach… warum erwisch ich eigentlich immer wieder Bands, die live so unendlich toll sind? Ich mein, ich werd mich nicht beschweren, aber da geht auch wieder Geld drauf… Aber hey, vielleicht komm ich ja doch mal irgendwann nach Finnland. =;-)
Der Auftritt war auf jeden Fall absolut klasse, und die Stimmung war auch spitze. Hätte nicht erwartet, daß ich da in der ersten Reihe sogar einiges aushalten muß. Aber hey, das war es sowas von wert!
Bestens gelaunt ging es dann also weiter zur Alternastage. Wo meine gute Laune innerhalb weniger Minuten zunichte gemacht wurde… Auch in der Pause war es nicht möglich, irgendwo an der Seite halbwegs nach vorne zu kommen, und als die Arctic Monkeys dann auf die Bühne kamen, drehten alle Leute völlig am Rad. OK, wahrscheinlich widerspreche ich mir, wenn ich mich einerseits beschwere, daß hinten keine Stimmung ist, und andererseits jammere, wenn dann bei anderen Bands hinten wild rumgetobt wird. Aber “Stimmung” bedeutet ja nicht, Unbeteiligte über den Haufen zu rennen… Irgendwann hatte ich dann ein Plätzchen gefunden, wo ich mir das Konzert in Ruhe angucken konnte, aber ich fand es einfach komplett uninteressant.
Danach verzog ich mich dann aufgrund absolut unaushaltbarer Enge hinter einen Essensstand und faulenzte, bis die White Stripes auf die Bühne kamen. Da hatte ich mich schon damit abgefunden, nichts zu sehen – aber seltsamerweise erwischte ich dann doch noch einen ziemlich tollen Platz sehr weit vorne ganz an der Seite. Wo ich zwar eine Kamera mitten im Blick hatte, aber dafür in Ruhe das Konzert verfolgen konnte. Umgerannt wurde ich nur hin und wieder mal, die Leute um mich rum waren aber größtenteils am Konzert interessiert. Musikalisch hat es mich ziemlich beeindruckt, aber ich war einfach zu mies gelaunt, um es wirklich zu genießen.
Dementsprechend sparte ich mir dann auch Evanescence. Das Feuerwerk hatte ja schon mitten im White-Stripes-Konzert stattgefunden (äh – hallo?!?), und für mich ging’s zurück zum Auto. Nicht ohne vorher mit Manu verabredet zu haben, daß wir am nächsten Tag vorne in den Wellenbrecher wollten. Denn wenn schon Hauptbühne, dann bitte vorne…
Also ging’s dann auch gleich mittags nach einem kleinen Frühstück vor den Wellenbrecher. Zuerst spielten The Fratellis – musikalisch gefielen sie mir, aber laaaaaangweilig. Ich hasse Bands, die die ganze Zeit über nur rumstehen. Ääääh… und nichtmal lustige Sprüche bringen. =;-) Danach kamen dann 30 Seconds To Mars, das komplette Gegenteil – was zu gucken, aber musikalisch nicht mein Ding. Insgesamt fand ich die aber gar nicht übel. Bei Wolfmother hoffte ich dann nur, daß die bald aufhören, die fand ich nu ja mal absolut stinklangweilig.
Dann kamen aber endlich die Kaiser Chiefs, und die machen einfach Stimmung. Zumal ich von ihnen fast jedes Lied kannte. Mando Diao danach waren wie immer durchwachsen – ich mag sie, die Lieder sind toll, und überhaupt, eigentlich müßte ich sie lieben. Aber sie schaffen es nicht, mich richtig zu begeistern. Gelohnt hat sich’s trotzdem. Danach verabschiedeten wir uns dann aus dem Wellenbrecher. Wahrscheinlich reagierten einige Leute genau wie wir am Freitag mit einem entsetzen “was sind die blöd, warum gehen die jetzt?!?”. Aber nun ja… die Beatsteaks hab ich nu echt schon oft gesehen. Und sie auch toll gefunden. Aber bisher hab ich’s noch nicht erlebt, daß ich bei einem Festival bei ihnen Spaß hatte. Und außerdem muß ich sagen, der Hype um sie geht mir immer mehr auf den Keks. Ich sah mir also die ersten zwei Lieder an und verschwand dann…
… zu Tele. Alle Beatsteaks-Fans jetzt bitte mal laut aufstöhnen, aber ich hatte definitiv nicht das Gefühl, irgendwas zu verpassen. Und auch, als ich aus der Halle rauskam und gerade Hand in Hand lief – so what?
Bei Tele landete ich wieder vorne, und schon der Soundcheck war lustig. Aber wir sollten das alles vergessen, wenn sie gleich wiederkommen. Und sie kamen wieder, wir hatten alles vergessen – und ich hab keinen Schimmer, was diese Band hat. Sie machen ja nu wirklich nicht “meine” Musik. Ich kenne die Lieder kaum und besitze (bisher) nicht eine Platte. Aber sie “treffen”. Absolut. Nicht mal textlich (ich verstehe Lieder nur, wenn ich den Text lese, sonst ist es nur “Musik”), aber die Musik ist einfach so wunderschön… Und die gehörige Portion Selbstironie war auch dabei – nun ja, das war auch nötig, denn es waren nur eine Handvoll Leute in der Halle. Das Konzert war wundervoll, aber viel zu kurz.
Danach traf ich mich dann nochmal mit Manu, wir hörten uns noch das Ende von Hand in Hand an und verschwanden dann Richtung Parkplatz… auf die Autobahn, und nachts um eins war ich dann zu Hause…
Fazit: Wie erwartet – Festivals sind scheiße, aber DÄ und Clubkonzerte sind einfach nur toll! =:-)
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