Jede Band kriegt das Publikum, das sie verdient. Genau das ging mir durch den Kopf, als Rod beim Ärzte-Konzert in Bietigheim-Bissingen Seven Nation Army anstimmte, die anderen einstiegen und das Publikum den insgesamt wohl lautesten Mitsing-Chor des Abends anstimmte und – logischerweise – auch nicht mehr aufhörte. Und damit ist das Konzert auch schon ziemlich gut zusammengefasst.
Aber okay, drei Schritte zurück. Ich war den ganzen Tag, ach nee, das ganze Wochenende nur am Hetzen, und dementsprechend abgehetzt (ach …) kam ich auch am Gelände an. Bändchen gab’s zu diesem Zeitpunkt nur für die zweite Welle. (Man beachte übrigens das fehlende “noch” – wenn mir jetzt bitte noch jemand erklärt, warum zuerst ein paar Bändchen für die erste Welle, dann alle für die zweite Welle, und dann der Rest für die erste Welle verteilt wird … ?!? Und dann wird auch noch der andere Arm kontrolliert, damit man sich bloß nicht eins für die erste Welle holt, wo man doch schon in der zweiten ist … äh ja, goodbye Logik.) Aber whatever, das störte mich erstaunlich wenig, schließlich erwartete ich von dem Konzert sowieso nichts. Das erste Konzert nach dem offiziellen Fanclub-Ende, die Karte hatte ich mir erst sehr spät und eigentlich nur “aus Gewohnheit” gekauft, und ich kam nicht ansatzweise in Versuchung, noch zu irgendeinem anderen Ärztival hinzuwollen. Immerhin spielte das Wetter perfekt mit, das Festivalgelände war schön, die Anreise unproblematisch (wenn auch hektisch, aber nun ja …). Die Preise auf dem Gelände waren gesalzen – 5 Euro für vegetarische Nudeln, 4 Euro für Bier, 3,50 Euro für Wasser?! Aber nun ja, kennt man ja, alles nichts Neues.
Die Vorbands waren nett – Side Effect wurden nach engagierter Ansage von Farin vom Publikum sehr gut empfangen und abgefeiert. Ich fand sie auch klasse, vielleicht ein wenig eintönig, aber mit guten Ansagen (auf Englisch) mittendrin war das Konzert echt in Ordnung. Sator gefielen mir letztes Jahr besser, die passen offenbar besser in eine Halle. War aber auch okay.
Dann waren die Ärzte an der Reihe, und ich versuchte, möglichst neutral ins Konzert zu gehen. Ich glaube eigentlich auch, dass mir das einigermaßen gelang. Und dennoch war mir schnell klar: brauch ich nicht (mehr). Ein paar Sprüche auf der Bühne waren gut, insgesamt war es recht unterhaltsam, aber es gab nicht eine einzige Überraschung in der Setliste, es wurde halt der ganze alte (oder eben nicht alte) Mist runtergespielt. Bei der Comeback-Tour war ich ja nicht dabei, und die Ärztival-Setliste ist also eine abgespeckte Version der “Das Ende ist noch nicht vorbei”-Tour. Und nee, das brauch ich nicht. Ob ich wohl meine 100 Konzerte noch voll kriege? Die Festivals werden’s zeigen … denn ohne Steigerung: Nö. Brauch ich nicht.
Einen großen Anteil an meinem Fazit hatte allerdings auch das Publikum, denn das war vor allem eines: tot. Es kam überhaupt keine Stimmung auf (außer bei Seven Nation Army, siehe oben *rolleyes*). Um mich rum wurde gequatscht, geguckt, und bei Lasse reden, Junge und Zeidverschwändung auch mal kurz mitgeklatscht. Sonst war alles andere wichtiger. Klar, kann an der zweiten Welle gelegen haben. Oder daran, dass es insgesamt doch sehr leer war (ich hab nie in dritter, vierter Reihe gestanden und so viel Platz um mich rum gehabt – und in der ersten Welle sah es noch leerer aus). Oder daran, dass bei den “echten” Fans mittlerweile einfach eine Sättigung eingetreten ist und sie sich die Konzerte sparen, sodass zu den Konzerten hauptsächlich die “Event-Fans” hinkommen. Wenn sie denn überhaupt etwas davon mitbekommen – erst letzte Woche wurde ich gefragt, wie man denn an Ärzte-Karten kommen könnte, ich hätte da doch Beziehungen. “Hmm, für welches Konzert denn? Zurzeit ist doch kaum was ausverkauft.” – “Na ja, Stuttgart oder so? Das war doch letztes Mal sofort ausverkauft?” – “Also, nächste Woche spielen sie in BiBi, gibt noch Karten …” – “=:-o ?!?”
Sprich, das Ganze war nicht wirklich ein Ärzte-Konzert, sondern ein Event. Damit ging natürlich auch jegliche Subtilität verloren – selbst der Zeitungsbericht warf die Frage auf, ob der Beginn mit “Abenteuerland” von PUR wohl eine Hommage war oder ob es darum ging, dass jetzt etwas ganz anderes kommt. *rolleyes* Diese Eröffnung fand ich allerdings absolut genial, und genau daher glaube ich eigentlich auch, dass ich doch recht positiv ins Konzert hineingegangen bin und nicht mit vorgefertigter “wird doch eh doof”-Meinung. Aber nach drei Liedern mit nervigem Publikum, uninteressanter Setlist und “same old, same old” war die Luft dann auch raus, und dass DÄ danach dann immer wieder möglichst subtil übers Publikum abgelästert haben, ohne klar zu sagen, was sie doof finden – nun ja. Kann man ironisch und total lustig finden. Oder auch nicht.
Wie gesagt, mal sehen, was die Festivals bringen. Komplett abgeschrieben habe ich die Band noch nicht, aber das war auch kein Konzert, was mich überzeugt hat, dass sie doch immer noch “die beste Band der Welt” sind …
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