Tourauftakt der “Das Ende ist noch nicht vorbei”-Tour. In Zwickau – ach ja, da war doch was, letztes Jahr… 90 Minuten, fliegende Becher, Sitzblockade. Diesmal also wieder Tourauftakt, diesmal nicht Laternen-Joe sondern DÄ, und ja: normale Konzertlänge!
Zum ersten Mal seit langem schreibe ich nur einen Konzertbericht, fühlte mich beim Konzert nicht verpflichtet, mitzuschreiben, mitzudenken, vorzuarbeiten für die Nacharbeit. Yay! Aber: … nee. Das war nichts. Das war überhaupt nichts. Und ich weiß nicht, wieviel davon einfach am Tourauftakt lag, wieviel “Vorbelastung” ist und wieweit die Band sich wirklich, objektiv statt subjektiv, verändert hat. Also jetzt die geballte Kritik…
Nein, ein DÄ-Konzert muss nicht perfekt sein. Verspieler und Textvergesser gehören dazu, aber – in Maßen! Ich habe mich eigentlich durchgehend gefragt: “WAS haben die eigentlich zwei Wochen geprobt?!?” Weder die alten noch die neuen Lieder saßen, der Sound war absolut grottig, und Bela hat so gut wie keinen Text richtig auf die Reihe bekommen. Bei den alten Stücken hakte es größtenteils an Einsätzen, Übergängen und natürlich am Text, die neuen funktionierten live einfach nicht. Das lag einerseits an der Auswahl – die ruhigen Stücke, die eh kaum jemand so toll findet, werden natürlich nicht plötzlich live total abgefeiert werden… könnte man sich eigentlich denken. Andererseits auch an der Umsetzung. Wie, der Waldspaziergang ist live nicht singbar? So eine Überraschung aber auch… Für Farin schien es tatsächlich eine Überraschung zu sein; mittendrin wechselte er dann von Kopfstimme im Refrain auf “Kraft”, aber das wird er nicht länger als ein paar Konzerte durchhalten… Captain Metal wurde gespielt, MUSSTE gespielt werden, war aber eine ziemliche Enttäuschung. Bela spielte zwangsläufig im Sitzen, in seinem eigenen Tempo, Farin und Rod suchten sich ihrerseits beliebige Tempi raus – Gratulation, dass sie nicht völlig auseinandergefallen sind. Farin an der Gitarre bemühte sich, aber es klang furchtbar leer – und falsch noch obendrein. Tja. Das HABEN sie vermutlich geprobt, aber nicht wirklich erfolgreich… zeiDverschwÄndung – nun ja, hat nicht so wirklich interessiert, und die Live-Umsetzung war auch höchst fragwürdig. Der Schlumpf-Teil im Refrain wirkte einfach nur albern, der Gesang war schlecht, und Farins “aber es gibt doch nichts Besseres zu tun” mit Antwort von Bela: “Als was? Als was denn?” (FU: “Das weiß ich doch nicht, ist dein Lied!”) erinnerte mich ganz furchtbar an Hollys “Keiner versteht mich, Alter!” – und sorry, aber das geht ja nun mal gar nicht, wenn Bela Farin auf die Ebene eines Musizier-Untertans stellt…
Soviel zum Musikalischen. Die Setlist: äh, hallo? Quasi nichts Altes, von Zu spät und Ist das alles mal abgesehen… Dafür haufenweise Lieder vom neuen Album (was natürlich absolut okay ist), viel Jazz ist anders, und sonst nur mal hier und da ein einzelnes Liedchen; da kam keinerlei Nostalgie auf. Los ging’s mit Ist das noch Punkrock, Bettmagnet und Tamagotchi – hrmpf. Nee, das ist kein Punkrock mehr…
Was fast schon weh tat, war die Betretenheit auf der Bühne – einige Lieder, allen voran Sohn der Leere und Das darfst du, zogen absolut NULL Resonanz im Publikum, und man konnte Bela und Farin (Rod hab ich nicht gesehen ;)) ansehen, wie unangenehm ihnen das war. Klar, das kann man sicher auf den Tourauftakt schieben; man muss ja erst mal ausprobieren, was funktioniert und was nicht. Aber man kann es auch so auslegen, dass sie einfach den Kontakt zum Publikum verloren haben und sich das durchaus vorher hätten denken können – wenn sie nicht der Meinung wären, dass das Publikum eh ALLES abfeiert, was sie tun.
Sehr bezeichnend auch die Situation gegen Ende, als Bela und Rod anfingen rumzuimprovisieren: “Wir spielen jetzt die Suite aus Tabaluga und Lili!” Farin, völlig perplex, dachte offenbar, dass das ein wirklich existierendes Lied wäre, merkte mehrfach an, dass er da nicht mitmachen kann, weil er es nicht kennt, und stand blöd und völlig fehl am Platze rum, bis die beiden dann wieder aufhörten. Tja, ist ja auch SEIN Metier, das Rumimprovisieren, da haben die anderen beiden sich fernzuhalten – oder wie?! Heieiei, ein Herz und eine Seele, die drei…
Zu Beginn des Konzertes wurde das Publikum konsequent gesiezt – was aber spätestens bei “Ihre Schuld” (*rolleyes* da half es auch nichts, dass der Anfang rückwärts gespielt wurde…) allen auf den Keks ging. Bela beschloss dann, dass wir ihnen doch das Du anbieten sollten, alle waren erleichtert, und es folgte der beste Spruch des Abends – nicht wie sonst fast immer von Rod, sondern diesmal vom Publikum. Bela: “Und wie heißen Sie?” – Publikum: “Zwickau!” GEIL!
Das war’s aber auch schon so ziemlich mit Interaktion. Keine La Olas, keine Chöre, keine Aufforderung zum Hinsetzen – klar, das kann man auch alles auf den Tourauftakt und die dementsprechende Nervosität schieben. Genau wie ich davon ausgehe, dass es bei den kommenden Konzerten auch noch eine Bühnendeko geben wird – nicht nur ein paar Verstärker, Schlagzeug und Mikros vor weißem Vorhang. Aber ganz ehrlich: Auch die Leute, die beim Tourauftakt dabei waren, haben 38 Euro Eintritt gezahlt. Und dafür war das Gebotene doch SEHR SEHR schwach. Und DÄ waren sich dessen voll und ganz bewusst; Farin traute sich am Ende nicht mal, DÄ als Beste Band der Welt zu bezeichnen. Zu Recht. Bzw. eben zu Recht nicht. *seufz*
Ich bin SEHR gespannt, wie sich die Konzerte in den nächsten Tagen verändern werden, und ich hoffe sehr, dass sich an Setlist sowie an der musikalischen Darbietung noch EINIGES tun wird und DÄ am Ende vielleicht sogar ihre (Zusammen!-)Spielfreude wiederfinden… =:-/
Tags: Die Ärzte, Stadthalle/Zwickau, Zwickau